Referendum BWIS (Hooligandatenbank)

Alles andere rund um den Fussball
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Dave
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#21 Beitrag von Dave »

Warum sollte jeder Unterschreiben?

Wie kommt man in die Datenbank?
• Polizei oder privater Sicherheitsdienst behaupten man habe etwas Verbotenes getan.
• Es reicht ein Verdacht – es gibt keine Prüfung der Schuld
• Es kommt zu keinem Verfahren
• Keine Möglichkeit der Verteidigung
• Der Betroffene muss seine Unschuld beweisen, wenn er gelöscht werden möchte

Massnahmen gegen eingetragene Personen:
• Rayonverbot/Stadionverbot
• Ausreisebeschränkung
• Meldeauflagen
• Polizeigewahrsam

Allgemeines:
• Alle Massnahmen gelten für Kinder ab 12 Jahren, bis auf den Polizeigewahrsam (ab 15)
• Schützenswerte Daten wie Fotos und Adressen werden an private Sicherheitsdienste weitergegeben
• In der Schweiz gibt es insgesamt nur 200 Hooligans die der Polizei bereits bekannt sind

EM 2008:
• Gesetz ist Sinnlos. Gewalttouristen werden nicht durch eine nationale Schweizer Datenbank abgeschreckt.
Alte Säcke Basel

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Silv'
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#22 Beitrag von Silv' »

WOZ vom 20. 04. 2006 :Kolumne der Woche


Hooligan, das praktische Totschlagwort

Simon Schenk spricht am Fernsehen. Die «Tagesschau» zeigt Bilder randalierender Fans. Was am Tag zuvor schon von anderen Medien gesendet und geschrieben wurde, wird in der «Tagesschau» einen Tag später als Primeur verkauft, als «Tagesschau»-Recherche. Herrje! Aber das ist eine andere Geschichte.

Simon Schenk also, Berner SVP-Nationalrat und Sportchef der ZSC Lions, würde sich auf das Referendum freuen, weil dann alle normalen Fans, wie Schenk es sagt, mit ihm seien und gegen das Gesetz stimmen würden. Es zuckt so im Fuss manchmal und die Wand wird grau, und heute, zehn Jahre später, helfen die Hooligans Christoph Blocher wieder.

Damals, am 1. August 1996 in Richterswil, halfen ihm Mitglieder der Hooligantruppe des FC Zürich, der City Boys, die Veranstaltung vor «linken Chaoten» zu schützen. Sie marschierten auf für den «sicher besten und nationalsten Redner im Land». Heute dienen dieselben Hooligans als Schreckgespenst. «Hooligangesetz!», brüllt Blocher, wenn er ein Gesetz meint, das Grundrechte abschafft. Und die «Tagesschau» sendet drei Minuten Bilder vom Fussballkrawall, und jeder, der bei Verstand ist, muss doch für dieses Gesetz sein, denkt man da. Weil die «Tagesschau» nicht sagt, dass es nötige Gesetze, um gegen Hooligans vorzugehen, bereits gibt. Das Hooligangesetz tut vor allem eins: Es baut Rechte ab, den Rechtsstaat. Das ist der Blocher-Masterplan, sein China-Modell: ein möglichst freier Markt in einem möglichst autoritären Staat.

Und die linken Parteien setzen ihre Prioritäten, ergreifen das Referendum gegen Ausländer- und Asylgesetz - dabei ist das Hooligangesetz auch nicht schöner, es hat nur eine ansprechendere Verpackung. Die CVP fordert schon heute, bevor das Gesetz überhaupt eingeführt ist, es auf andere Bereiche, zum Beispiel Kundgebungen und Demonstrationen, auszuweiten. Die Polizei kennt die meisten Hooligans in der Schweiz. Und trotzdem soll sie mehr Rechte bekommen, und die BürgerInnen sollen weniger Rechte bekommen.
Der Ausbau bei den einen ist ein Abbau bei den anderen. Würde die Polizei bei Hooligans so massiv einschreiten wie bei nicht bewilligten Demonstrationen - die Lage wäre entschärft. Der Abbau der Bürgerrechte sei die einzige Rettung, sagt die Polizei. «Wenn du nichts verbrochen hast, hast du auch nichts zu befürchten», sagt ein Sportreporter immer. So ist es: Ich will nichts zu befürchten haben, wenn ich nichts verbrochen habe! Deswegen bin ich gegen das Hooligangesetz. Nicht wegen der Hooligans.

Doch die haben sowieso mit dem Gesetz nur am Rande zu tun. Sie sind der Aufhänger, das Totschlagargument. Es geht ums Prinzip: Wer keine Gesetze bricht, soll nicht dem Verdacht ausgesetzt sein, er könnte es eventuell tun. Ich bin gegen eine Verdachtsgesellschaft! Mit Fussball- und Eishockeyfans haben jetzt zwar direkt Betroffene das Referendum ergriffen, aber immerhin hat überhaupt jemand das Referendum ergriffen. Es geht hier um mehr als nur um Fussball. Blocher will einen Polizeistaat mit BürgerInnen - so sieht es das so genannte Hooligangesetz vor -, die schuldig sind, bis sie ihre Unschuld bewiesen haben.

Wäre Blocher ehrlich und kein durchtriebener Blender, das Gesetz hiesse «Gesetz zum Abbau von Grundrechten - beliebig modifizierbar».

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Dave
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BAZ 22.4.2006 kontrovers

#23 Beitrag von Dave »

Pro Simon Schenk

Ja, sicher braucht es das Gesetz! Und zwar nicht nur für die Fussball-EM 2008, sondern auch für die Spiele in der nationalen Meisterschaft! Leider, muss man sagen, denn es ist die Folge von Taten einiger Unvernünftiger, die mit ihrem Verhalten die Sicherheit aller übrigen Matchbesucher gefährden.

Die vielen Zwischenfälle der letzten Jahre haben dazu geführt, dass sich eine Arbeitsgruppe unter der Federführung von Swiss Olympic, dem Bundesamt für Sport, dem Eishockey- und dem Fussball-Verband intensiv mit dem Problem «Gewalt bei Sportveranstaltungen» auseinandergesetzt und etliche Massnahmen eingeleitet hat.
Die Anstrengungen sind in den letzten Jahren massiv angestiegen und der finanzielle Aufwand seitens der Klubs ist enorm. Wir bei den ZSC Lions investieren für die Sicherheitskosten pro Saison über 300000 Franken.
Sowohl die Sicherheitsdienste wie auch die Fan-Betreuer leisten gute Arbeit. Aber das alleine genügt nicht. Es braucht dringend die gesetzliche Grundlage, damit ihre Arbeit nicht zur «Wischi-waschi-» oder «Sisyphus-Arbeit» abgewertet wird. Mit dem vorliegenden Bundesgesetz könnten sie ihre Aufgaben effizienter erfüllen.
Es darf doch einfach nicht sein, dass friedliche Matchbesucher - allenfalls noch mit Kindern - aus Angst vor den unvernünftigen Randalierern sich nicht mehr an Sportveranstaltungen getrauen.
Die Leute, die Sportveranstaltungen zum Abreagieren ihrer Aggressionen missbrauchen, müssen identifiziert und ihrer Verantwortung zugeführt werden. Eine gesamtschweizerische klare Gesetzgebung verhindert, dass gewalttätige Fans die Möglichkeit haben, mit der Unterstützung von Anwälten den Sportveranstaltern «auf der Nase herumzutanzen», um den Unverbesserlichen zu ermöglichen, schon beim nächsten Spiel wieder ihr Unwesen treiben zu können.
Die gefährlichen Vorkommnisse gehen nämlich nicht von jenen Fans aus, die sich über Niederlagen ihrer Mannschaft ärgern oder die vielleicht vor lauter Freude über ein schönes Tor einen Schluck über den Durst trinken. Die gefährlichen Aktionen werden gezielt vorbereitet und durch einschlägig bekannte Gruppierungen inszeniert.
Die Angst, dass unbescholtene und unbeteiligte Fans in die Mühlen der Justiz geraten, ist nicht berechtigt. In einer Datenbank wird nur erfasst, wer seine Gewaltbereitschaft bewiesen hat. Zuerst muss ein gewalttätiges Verhalten vorliegen und dieses muss dann auch noch durch glaubwürdige Aussagen oder Bildaufnahmen der Polizei, des Sicherheitspersonals, der Sportverbände oder der Sportvereine belegt werden.
Eigentlich müssten es alle in den Fanclubs vereinigten friedlichen Fans begrüssen, wenn die «echten» Sünder ermittelt und zur Rechenschaft gezogen werden, denn dadurch würden sie vor dem harten Kern gewaltbereiter Fans geschützt.
Wir vom Sport brauchen das vorliegende Gesetz dringend. Es geht nicht nur um die Fussball-EM 2008 oder die Eishockey-WM 2009, die in der Schweiz stattfinden. Viele Spiele in unseren Meisterschaften enthalten Zündstoff. Mit dem vorliegenden Gesetz schaffen wir die Voraussetzung, dass die Sicherheit für alle Zuschauer verbessert werden kann. Und wer keine bösen Absichten hat, der hat auch nichts zu befürchten!
Simon Schenk (59) war Spieler des SCLangnau (1964-80) und der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft (1970-78). Heute ist der ehemalige Nationaltrainer (1995-97) Berner SVP-Nationalrat sowie Sportchef und Geschäftsführer der ZSC Lions.

Contra Ruben Schönenberger

Bis zur Europameisterschaft in der Schweiz und in Österreich ist es noch zwei Jahre hin, und bereits geistern Schreckensszenarien durch das Land, wie Hooligans unseren Ruf als Gastgebernation besudeln. Aber existiert dieses Problem überhaupt in diesem Masse? Müssen wir uns wirklich vor Ausschreitungen an der Europameisterschaft fürchten?

Tatsache ist, dass selbst die Polizei von nur ungefähr 1000 problematischen Fans ausgeht, wovon 200 der Hooligan-Szene zuzurechnen seien. Dass von dieser Anzahl an potenziell gewaltbereiten Fans an der EM keine grosse Gefahr ausgehen wird, ist einleuchtend. Fans teilnehmender Nationen, die zu einem weit grösseren Risikofaktor werden können, dürften unsere «Hooligan-Gesetze» wohl kaum interessieren. Mit dem Begriff «Hooligan-Gesetz» wird offensichtlich eine Polemik betrieben, um die Bevölkerung auf ein nicht existierendes Problem aufmerksam zu machen.
Was bezweckt also der Bund mit einem Hooligan-Gesetz? Die EM dient zwar als Argument für die Schaffung dieses Gesetzes, die wirklichen Gründe sind aber andernorts zu finden. Schliesslich ist auch die Beschränkung einzelner Massnahmen bis 2009 praktisch schon gekippt. Das Gesetz dürfte also eher im nationalen Sportbetrieb Anwendung finden.
Daran wäre a priori nichts auszusetzen. Nur schiesst das Gesetz weit übers Ziel hinaus. Um einige wenige Problemfans von den Stadien fern zu halten, nimmt man in Kauf, dass unschuldige Matchbesucher willkürlich bestraft werden und elementare Grundrechte abgeschafft werden.
Seit Jahren verfolgen der Schweizerische Fuss-ballverband und die einzelnen Clubs bereits eine mehr als undurchsichtige Taktik in Sachen Stadionverbote. Dies wird nun auf höchster Ebene legalisiert und gar verschärft. Es darf nicht sein, dass Fans, die sich korrekt verhalten, von den Stadien verwiesen werden. Genau dies soll nun aber möglich werden. Wenn bereits Aussagen des Sicherheitspersonals genügen, um eine Person als gewalttätig abzustempeln, muss man sich auf die richtige Einschätzung eines dafür nicht immer geschulten Personals verlassen.
Die Bedingung eines richterlichen Schuldspruches sucht man im Gesetzestext vergebens. Man macht also die Exekutive zur Judikative. Die Unschuldsvermutung - einer der stärksten Grund-pfeiler unseres Rechtssystems - wird gekippt. Mehr noch, sie wird umgekehrt. Wer einmal in die «Hooligan-Datenbank» gelangt ist, muss seine Unschuld beweisen, um den Eintrag wieder löschen zu lassen.

Zu befürchten bleibt hier auch, dass die Betroffenen nicht einmal von der Eintragung in die Datenbank erfahren. Beispiele aus Deutschland, wo die Fans mit der Datei «Gewalttäter Sport» bereits seit Jahren mit einer sehr ähnlichen Problematik zu kämpfen haben, stimmen nicht gerade positiv.

Es fragt sich vor allem, was eine Ausreisebeschränkung im Hinblick auf die EM für einen Nutzen haben soll, wenn doch die Hälfte dieser EM in unserem Land stattfindet.
Vielleicht sollte man sich überlegen, die Fans während der EM auf einer Karibikinsel zu beherbergen. Ich bin sicher, die Fans würden dem Aufruf folgen. Mittlerweile ist nämlich vielen friedlichen Fans die Lust auf die EM vergangen.
Ruben Schönenberger (20) ist Student an der Universität St. Gallen. Der Fan des FCSt. Gallen engagiert sich für Fanprobleme und ist Pressesprecher des Referendumskomitees BWIS.
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Dave
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BAZ 22.4.2006 Regio

#24 Beitrag von Dave »

Wir sind doch keine Verbrecher! baz 22.4.2006

FCB-FANS SAMMELN UNTERSCHRIFTEN GEGEN DAS GEPLANTE «HOOLIGAN-GESETZ»

http://www.baz.ch/_images/article/2006- ... piatif.jpg
Unterschriftensammlung hinter der Muttenzerkurve. FCB-Fans hoffen auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Foto Tino Briner

Michael Keller

Die Initianten des Referendums befürchten eine «Kriminalisierung vieler friedlicher Fussballfans».

«Wir versuchen, die notwendigen 50000 Unterschriften für ein Referendum zusammenzukriegen. Aber dann beginnt erst der schwierigste Teil unserer Arbeit: Wir müssen dem Volk klar machen, dass wir keine Hooligans sind.» Ruben Schönenberger, Sprecher des mittlerweile schweizweit abgestützten Referendumskomitees, ist sich bewusst, wie schwer es sein wird, gegen das Negativ-Image anzukämpfen. «Aber wird müssen etwas tun. Wir können nicht einfach zuschauen und abwarten.»
Ähnlich sieht es Lars, ein «Hardcore-Fan», der seinen Nachnamen nicht preisgeben will. «Wir müssen ein Zeichen setzen. Wir müssen demonstrieren, dass Tausende Menschen gegen das Gesetz sind.» Gerade hat er am Eingang zur Muttenzerkurve seine Unterschrift auf einen Referendumsbogen gesetzt. «Ich will mit meinen Steuergeldern keine Datenbank finanzieren, deren Zweck ich nicht einsehe.»

«Fehlende Kontrolle». Silvan, der neben ihm steht und nicht ohne Stolz sagt, seit seinem 13. Lebensjahr Stadionverbot zu haben, befürchtet, dass die Daten unkontrolliert weitergegeben werden. «Ich will nicht irgendwann von der Polizei mit Vornamen angesprochen werden!»

Die «Änderung des Bundesgesetzes über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit», wie das «Hooligan-Gesetz» offiziell heisst, soll eine landesweite elektronische Datenbank bringen, in der gewalttätige Fans registriert werden. Ausserdem soll mit Rayonverboten, Meldepflicht und vorsorglichem Polizeigewahrsam die Gewalt an Matches unterbunden werden.

Rennen gegen die Zeit. «Die meisten Leute unterschreiben unser Referendum», stellt David «Dave» Striebel fest, der Präsident des lokalen Komitees von Basel. «Wir müssen uns einfach Zeit nehmen und den Leuten erklären, um was es geht.» Vereinfacht und plakativ müssten ihre Argumente zwar sein, aber die Zeit sei ja auch knapp. Am 13. Juli läuft die Referendumsfrist ab.

Unterstützung erhalten die FCB-Fans von den Jugend- und Sozialarbeitern des Fanprojektes. «Wir unterstützen die Aktion ideell, wir selbst haben uns im Vernehmlassungsverfahren bereits kritisch geäussert», erklärt Thomas Gander vom Fanprojekt. Das Referendumskomitee profitiert auch von den Kontakten der Jugendarbeiter. «Das Referendum hat in unseren Augen nur dann eine realistische Chance, wenn sich auch die Politik einschaltet. Wir aktivieren deshalb unsere Beziehungen zu lokalen Politikern», so Gander weiter. Vor allem von den Grünen, der SP und den Gewerkschaften erhoffen sich die Gegner des Gesetzes Engagement, aber auch von «liberalen Bürgerlichen».
Derweil geht die Unterschriftensammlung weiter, Standaktionen auf Barfi und Marktplatz sind in Planung. Und beim nächsten Heimmatch sollen zehn Mal mehr Leute Unterschriften sammeln als beim Spiel gegen St.Gallen.


Guter Radiobericht Regionaljournal 21.4.06
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Psychiatra de la rimia
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#25 Beitrag von Psychiatra de la rimia »

hmmmmmmmmmm
Nach dem Spiel Duisburg – FC Bayern am 25.03.2006 gingen wir in einer Gruppe von ca. 100 Fans in Richtung S-Bahnhof, um von dort nach Bochum zu fahren, wo wir mit befreundeten Ultras des VfL Bochum feiern wollten. Der Weg zum Bahnhof führt an der Heimkurve der MSV-Arena vorbei. Dort kam es zu kleineren Pöbeleien und Auseinandersetzungen zwischen wenigen Fans beider Vereine. Daraufhin wurde ein großer Teil unserer Gruppe so wie andere Bayernfans auch von der anwesenden Polizei unter Einsatz von Schlagstöcken und Kampfhunden über den Parkplatz getrieben und teilweise eingekesselt. Danach wurden von den eingekesselten 54 Personen durch die Polizei Personalien aufgenommen. Diese Maßnahme war willkürlich. Betroffen waren neben zahlreichen sehr jungen Fans auch eine Frau und ein körperlich gehandicapter Fan.

In den letzten Tagen erreichte 59 Bayernfans ein 2-jähriges, bundesweit gültiges Stadionverbot, ausgesprochen vom MSV Duisburg.

Grundlage hierfür ist ein eingeleitetes Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch. Laut dem Schreiben hätte die Gruppe „die Arena gestürmt“. Davon kann keine Rede sein! Wie oben beschrieben, gab es zwar kleinere Pöbeleien und Auseinandersetzungen zwischen einigen wenigen, davon zu sprechen dass die ganze Gruppe das Stadion stürmen wollte ist aber schlichtweg absurd. Außerdem sei von uns „auf dem Parkplatz eine Person krankenhausreif geschlagen und die einschreitenden Polizeibeamten mit Steinen beworfen“ – diesen Vorwurf weisen wir vehement von uns. Kein Mitglied der Schickeria war an diesen Vorfällen beteiligt!

Neben den 54 von der Personalienfeststellung betroffenen Personen wurde das Stadionverbot auch gegen fünf führende Köpfe unserer Gruppe ausgesprochen. Die Tatsache, dass so gut wie jeder Bayernfan, der zu diesem Zeitpunkt auf dem Parkplatz war, durch die Aufnahme seiner Personalien vom Stadionverbot betroffen ist, ist schon pure Willkür. Dass aber nachträglich selbst Personen ein Stadionverbot bekommen, von denen wohlgemerkt nicht einmal die Personalien aufgenommen wurden, setzt dem ganzen die Krone auf! Die Systematik die hinter dieser Vorgehensweise steckt ist klar: unsere Gruppe soll gezielt mundtot gemacht werden, indem ihre wichtigsten Mitglieder ausgeschlossen werden! Offenbar ist unser Engagement für eine faire Behandlung von Fußballfans, gegen sinnlose Verboten und Repression sowie unsere Kritik am durchkommerzialisierten Gebilde des „modernen Fußball“ einigen ein Dorn im Auge…

Bei den vorgebrachten Beschuldigungen wird sofort klar, dass diese Taten nur von einzelnen Tätern und nicht der gesamten Gruppe der Beschuldigten begangen worden sein können!

Aus unserer Sicht ist die kollektive Bestrafung einer Personengruppe an Stelle eines unbekannten, möglicherweise sogar entflohenen Täters mit rechtsstaatlichen Grundsätzen nicht zu vereinbaren!

Als Konsequenz des Stadionverbotes können die Betroffenen, von denen ein Großteil Schickeria-Mitglied ist, bis auf weiteres keine Spiele mehr besuchen und sind damit aus ihrem Freundeskreis ausgesperrt – von den zahlreichen weiteren möglichen Folgen wie Ausreiseverboten, Eintrag in die Datei Gewalttäter-Sport und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens einmal ganz abgesehen!

Wir fordern deshalb:

* die sofortige Aufhebung aller ohne nachgewiesene Schuld ausgesprochenen Stadionverbote

* die Löschung des Eintrages in der Datei Gewalttäter Sport

* eine seriöse Aufarbeitung der Geschehnisse und des Fehlverhaltens der Polizeibeamten vor Ort die zu einer Einstellung aller nach dem Gießkannenprinzip eingeleiteter Verfahren führen wird

Damit wir diese Ziele erreichen und Anwalts- und eventuell anfallende Gerichtskosten bewältigen können, brauchen wir Eure Unterstützung!

Spenden könnt Ihr uns unter dem Betreff „Stadionverbote“ auf unser Konto bei der Sparkasse Landau (Kto. 100664909 BLZ. 74351310, Kontoinhaber: Michael Sturm) überweisen oder persönlich übergeben!

Die Stadionverbote treffen unsere Gruppe so schwer (zum Beispiel sind alle Vorsänger und ein großer Teil des aktiven Kerns betroffen!), dass wir uns für den Rest der Saison nicht in der Lage sehen, Stimmung sowie eine optische Kurvenshow zu organisieren!

Vielen ist auch mit Sicherheit die Lust vergangen, Jubel-Trubel-Heiterkeit vorzuspielen, während ihre Freunde vor den Stadiontoren stehen müssen!

Wir sind Fans doch Ihr wollt Kunden – da wird halt schnell Gewalt erfunden!

Dieser Spruch kommt Euch bekannt vor? Richtig!

Im Original wurde er zum ersten Mal bei den Protesten gegen die willkürliche Aussperrung der aktiven Fanszene im Sommer 2003 verwendet. Auch damals lautete der Vorwurf Landfriedensbruch. Und auch damals basierte die Repression auf Vorverurteilungen und Sippenhaft. Offensichtlich ein Modell, mit dem aktive Fans aus den Stadien vertrieben werden sollen.

Die unsägliche Vergabepraxis der Stadionverbote in Deutschland die auf bloßen Verdacht hin oder nach der Methode der Sippenhaft vollzogen wird und auf diese Weise Willkür und Repression Tür und Tor öffnet steht im krassen Widerspruch zu rechtsstaatlichen Prinzipien: Damit muss jetzt endlich Schluss sein.

Quelle: Schickeria Muenchen

HIM
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#26 Beitrag von HIM »

Heute auch im 'Bund' ein grösserer Artikel über das Referendum - vielleicht liest's sogar jemand, irgendwie weiss hier noch so gut wie niemand was davon...

http://www.espace.ch/artikel_205526.html

GC Supporter
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#27 Beitrag von GC Supporter »

Besteht eigentlich eine übersicht wie viele bereits gesammelt wurden?

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Ronaldo
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#28 Beitrag von Ronaldo »

Betonpokale für Schweizer "Schnüffler des Jahres"


Schweizer Schnüffler des Jahres erkoren
Der Bundesrat, die Krankenkasse CSS, Mediamarkt und Nachrichtendienst-Direktor Hans Wegmüller sind in Basel mit den "Big Brother Awards" 2006 ausgezeichnet worden. Sie sollen mit dem Datenschutz besonders leichtfertig umgegangen sein. Anzeige
Anzeige[sda] - Die Preise in Form von "formschönen Betonpokalen" wurden im Kulturzentrum Sudhaus vergeben, einer früheren Brauerei. Es handelte sich um die siebte Preisverleihung in der Schweiz. Die "BBAs" sind laut den Veranstaltern eine international vernetzte Aktion, erstmals lanciert 1998 in Grossbritannien.

Eine elfköpfige Jury hat heuer die Preisträger aus über 100 Vorschlägen bestimmt. Zur Auszeichnung, apostrophiert als "Preise, die keiner will", gehört jeweils auch ein Eintrag in die Internet-"hall of shame".

In der Kategorie "Staats-Award" ging der Pokal an den Gesamtbundesrat, personifiziert durch Christoph Blocher - dieser selbst hatte früher eine Auszeichnung nur knapp verpasst. Anlass ist die geplante Verschärfung des Gesetzes zur inneren Sicherheit.

In der nominationsreichen Kategorie "Business-Award" erhielt die CSS den Hauptpreis. Sie erlaubt gemäss den BBA-Veranstaltern Hunderten ihrer Angestellten den Zugriff auf sensible Gesundheitsdaten der Kundschaft.

Der zum zweiten Mal vergebene "Arbeitsplatz-Award" ging an den Elektronik- und Haushaltgeräte-Discounter Mediamarkt, und zwar an deren Filiale Dietikon ZH. Verdient habe diese den Preis für ihre zeitweise flächendeckende Videokontrolle der Angestellten, auch bei Zugängen zu Toiletten und Pausenraum.

Den "Lebenswerk-Award" erhielt Hans Wegmüller als Direktor des Strategischen Nachrichtendienstes SND des Militärs. Weder die Zahl seiner Mitarbeitenden noch die Höhe seines Budgets sei öffentlich bekannt.

Das Publikum im Basler Sudhaus vergab am späten Abend noch einen "Winkelried-Award". Er ging an das Referendumskomitee gegen die Revision des Bundesgesetzes über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit (BWIS). Im Kampf gegen Terrorismus sollen gemäss dem BWIS Ermittler in die Privatsphäre der Bürger eindringen dürfen.

Der "Winkelried-Award" geht jeweils an eine Person oder eine Organisation, die sich besonders gegen Überwachung und Kontrolle einsetzt.

bluewin.ch
www.bigbrotherawards.ch

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Reef
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#29 Beitrag von Reef »

«Einige Länder haben Nachholbedarf»

Gewaltsame Übergriffe in und um Fussballstadien haben zuletzt auch in unserem Land zugenommen. Gunter A. Pilz, einer der renommiertesten Konflikt- und Gewaltforscher Deutschlands, spricht über die Fankultur, immer brutaler werdende Anhänger und über das Hooligan-Gesetz, das die Schweiz im neuen Jahr erhält.

Herr Pilz, wie waren Sie mit der Organisation der Fussball-WM in Deutschland zufrieden?Gunter A. Pilz: Wir können eigentlich nur zufrieden sein. Denn es ist so gut wie nichts passiert. All die negativen Erwartungen, die man vor der Endrunde hatte, trafen nicht ein. Zudem haben sich die Hoffnungen in unsere Konzepte erfüllt. Das heisst: Wenn man die Anhänger entsprechend empfängt und ihnen das Gefühl gibt, dass sie als Gäste und nicht als potenzielle Gewalttäter willkommen sind, und sie auch entsprechend behandelt, dann ergibt sich eine Stimmung, die fröhlich und freundlich ist. Dann fällt es auch den hart gesottenen Hooligans schwer, gewalttätig zu sein.Welche Vorsätze hatten Sie sich vor der Fussball-WM gefasst?Pilz: Es gab drei verschiedene Konzepte. Eines war für diejenigen, von denen man wusste, dass sie die WM eventuell für Gewalttaten nutzen könnten. Diesen wurde vor der Endrunde sehr deutlich signalisiert, dass man sie kennt, beobachtet und beim ersten Schritt in die falsche Richtung aus dem Verkehr zieht. Das zweite Konzept betraf die Fanbetreuungsprogramme in den Städten. Die Grossleinwände und Fanfeste haben viel zu einer entspannten und fröhlichen Atmosphäre beigetragen. Ein wichtiger Schritt war auch das Auftreten der Polizei. Die geschulten Konfliktbeamten versuchten Meinungsverschiedenheiten mit Gesprächen zu lösen und forderten erst Verstärkung an, wenn die Situation zu eskalieren drohte.Wie definieren Sie eigentlich den Begriff «Fan»?Pilz: Ein Fan ist einer, der sich in hohem Masse mit dem Sport und der Mannschaft identifiziert. Egal, ob jung oder alt, links oder rechts, Banker oder Arbeitsloser. Die Anhänger unterscheiden sich nur in der Bindung zu den jeweiligen Vereinen. Der eine will das Spiel geniessen, der andere will seine Mannschaft gewinnen sehen.Sie haben sich intensiv mit der Fankultur befasst. Gibt es gewisse Merkmale und Charaktereigenschaften, die ein typischer Fan aufweist?Pilz: Ich möchte da differenzieren und in drei Fangruppen unterteilen: der konsumorientierte, der fussballzentrierte und der erlebnisorientierte Anhänger. Die konsumorientierten Fans gehen ins Stadion, weil sie ein gutes Spiel sehen wollen. Sie bezahlen ein teures Ticket und wollen auch entsprechend unterhalten werden. Diese Supporter trifft man vor allem in der VIP-Lounge. Die fussballzentrierten Fans identifizieren sich sowohl mit dem Sport als auch mit der Mannschaft. Für diese ist der Erfolg des Teams auch der persönliche Erfolg – leider gilt das auch für den Misserfolg. Deshalb ist es für einen solchen Fan schwierig, Niederlagen zu ertragen. Die erlebnisorientierten Fans möchten aus dem Spiel selbst einen Event machen. Das sind auf der einen Seite die Ultras, die mit Choreografien und Pyrotechnik im Stadion für die Stimmung und die Atmosphäre verantwortlich sind. Und auf der anderen Seite sind es die Hooligans, die den Fussball als Umfeld sehen, in welchem sie ihre gewaltbereiten Neigungen ausleben können.Bleiben wir bei den erlebnisorientierten Anhängern. Was geht im Kopf eines Ultras oder Hooligans während des Spiels ab?Pilz: Wenn wir von Hooligans sprechen, müssen wir zwei Motive beachten. Die einen sind junge Menschen, die auf der Verliererstrasse der Gesellschaft stehen, ein niedriges Bildungsniveau haben, von der Arbeitslosigkeit bedroht sind und die praktisch kein positives Selbstwertgefühl haben. Sie bekommen ihren Erfolg einzig darin, dass sie jemanden zusammenschlagen. Die zweite Gruppe sind nicht die Modernisierungs-verlierer, sondern Leute mit einer guten Bildung. Sie haben zwar ein gutes Selbstwertgefühl, aber zu wenig Räume, ihre Emotionen in der Gesellschaft auszuleben. Ein Hooligan drückt es so aus: «Es ist ein geiles Gefühl, durch die Strassen zu rennen und die anderen zu jagen oder Steine zu werfen. Das schaffst du mit keiner Droge.» An diesem Beispiel wird deutlich, dass Hooligans eine ganz andere Motivstruktur haben.Stimmt es, dass die erlebnisorientierten Fans immer brutaler werden?Pilz: Das trifft eher auf die Modernisierungsverlierer zu. Die anderen Hooligans gehen einer geregelten Beschäftigung nach und möchten am Montag nicht durch ein blaues Auge auffallen. Es gibt auch unter den Ultras immer mehr gewaltbereite Leute, die ihre Aktion damit begründen, dass sie immer stärkeren Repressionen unterliegen. Und so produziert Gewalt Gegengewalt.Warum sucht sich ein Hooligan ausgerechnet Sportveranstaltungen aus, um seinen Emotionen freien Lauf zu lassen? Er könnte sich ja auch bei anderen Gelegenheiten mit Gleichgesinnten prügeln.Pilz: Es geschieht auch ab und zu, dass sich Hooligans zum Prügeln verabreden, weil sie wissen, dass die Polizei an den Spielen präsent ist. Der Hooliganismus im Fussball hat allerdings Tradition. Entstanden ist er, weil sich die Spieler immer mehr von den Anhängern distanziert haben. Mit der Mutation vom Spieler zum Star, den selbst ein guter Vertrag nicht an die Stadt bindet, ist auch eine Distanz der Fans zum Klub entstanden. Und deshalb haben sich die Fans nicht mehr dort getroffen, wo ihr Verein spielt, sondern dort, wo die beste Action abgeht. Die Tatsache, dass sich der Verein immer weniger um die Fans gekümmert hat, produzierte den Hooligan.Dies würde aber auch bedeuten, dass sich keine Hooligans mehr produzieren würden, wenn sich die Klubs mehr um ihre Anhänger kümmern würden.Pilz: Richtig. Und das versuchen auch Fanprojekte, die bereits Wirkung zeigen. So können wir heute feststellen, dass der Hooliganismus ein Auslaufmodell ist. Es gibt einige Länder, die Nachholbedarf haben, darunter vermutlich auch die Schweiz und auf jeden Fall die Ostblockstaaten. In den traditionellen Hooligan-Ländern England, Holland und Deutschland ist die Zeit der Hooligans vorbei.Im vergangenen Frühling kam es in Basel, als der FC Zürich in den letzten Sekunden des Spiels das entscheidende Tor zum Meistertitel schoss, zu Ausschreitungen auf dem Feld. Waren diese eine Reaktion auf das aktuelle Geschehen oder hätten die Hooligans sowieso gewalttätig reagiert?Pilz: Ich weiss nicht, ob das Hooligans oder Ultras waren. Aber natürlich war dieses Tor der Super-Gau im Sinne der Emotionalität – wenn man die traditionelle Feindschaft zwischen Basel und Zürich kennt.Sie sprechen vom emotionalen Super-Gau. Emotionen können je nachdem vom Positiven ins Negative kippen.Pilz: Auslöser für Emotionen sind einerseits, wenn einen das Geschehen auf dem Platz mitreisst, oder andererseits, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt. Es gibt drei Parteien, die das Geschehen steuern können: der Trainer, der Schiedsrichter und die Spieler. Die können durch ihre Gebärden positive oder negative Signale ans Publikum senden.Wir haben bisher noch kaum über die Rolle der Polizei und der Sicherheitskräfte gesprochen. Im Dezember 2004 wurde ihr Vorgehen harsch kritisiert, als ein Extrazug mit Basler Fans vorsorglich überprüft wurde. Ein Jahr später wurde der Polizei vorgeworfen, sie habe nach dem Meisterschaftsfinal Basel – Zürich zu wenig für die Sicherheit getan. Die Polizei scheint immer falsch zu reagieren.Pilz: Das ist eine fatale Situation. Die Polizei kann es niemandem – zumindest aus der Sicht der Betroffenen – recht machen. Das Problem ist, dass in einem Sonderzug immer Fans aus allen Kategorien sitzen. Die grosse Masse ist friedlich. Aber es bleibt der Polizei nichts anderes übrig, als die ganze Gruppe zu filzen. Das trifft dann eben auch Unschuldige. Es gibt aber schon Lösungen. Wir haben an der WM zwei davon ausprobiert. Im Zug ist es wichtig, dass geschulte Zugbegleiter mitfahren. Polizisten, die bestimmt, aber fair kommunizieren und den Fans deutlich machen, dass der Zug gestoppt wird, wenn sie Unsinn anstellen. Die zweite Möglichkeit, die wir an der WM getestet haben und jetzt teilweise in der Bundesliga umsetzen, ist der Einsatz von ausgebildeten Konfliktbeamten in Zivil. Wenn irgendwo etwas passiert, gehen sie dorthin, sprechen mit den Leuten und versuchen sie auf die Konsequenzen hinzuweisen. Somit kann sich später niemand beschweren, er sei willkürlich verhaftet worden.Deutschland ist bekannt für die rigorose Umsetzung seiner Hooligan-Gesetze. Die Schweiz wird ab 2007 ein neues Hooligan-Gesetz erhalten. Wichtiger Bestandteil ist die Datenerfassung von Hooligans. Finden Sie das legitim?Pilz: Wir haben eine Verfassung, einen Datenschutzbeauftragten. Und die Tatsache, dass dieses Gesetz existiert und es diese Datei gibt, zeigt, dass es legal ist, sonst wäre sie verboten. Dass der Hooliganismus ein Auslaufmodell ist und der Umstand, dass bei dieser WM kaum ein Hooligan negativ aufgefallen ist, beweist, dass dieses System sehr wohl greift.Aber wenn der Hooliganismus am Aussterben ist, weshalb braucht es dann neue Gesetze?Pilz: In den Mutterländern ist der Hooliganismus am Aussterben. Inwieweit das auf die Schweiz zutrifft, bin ich mir nicht sicher. Ich beobachte, dass in der Schweiz gerade in den vergangenen Jahren dieses Problem akut geworden ist, während es in der Hausse des Hooliganismus relativ klein war. Kommt dazu, dass sich Ultras und Hooligans in der Schweiz immer mehr vermischen. Ich glaube, die Hooligan-Datei ist dann legitim, wenn man sie unter strengsten Kriterien anlegt und sie auch regelmässig aktualisiert. Sie ist ein wichtiges Instrument, um die Leute in Schach zu halten.Drei Massnahmen werden im neuen Hooligan-Gesetz geprüft: die Meldepflicht, Rayonverbote und Ausreisesperren. Reichen diese aus, um Ausschreitungen zu verhindern?Pilz: Natürlich können sie das. Die Meldepflicht, an welche sich die Hooligans während der WM halten mussten, hat verhindert, dass sie gleichzeitig beim Spiel sein konnten, weil sie sich alle zwei Stunden bei der Polizei melden mussten. Die Ausreisesperren verhindern, dass Hooligans im Ausland straffällig werden können. Mit Stadionverboten bin ich nur teilweise glücklich. Man muss schauen, wofür sie ausgesprochen werden. Die Verbote treffen auch immer wieder Fans, die es nicht verdient hätten. Zudem üben Hooligans ihre Gewalt meist ausserhalb des Stadions aus.Und hier werden die Kritiker laut. Sie behaupten, das Hooligan- Gesetz beschneide die Bürgerrechte, weil jeder Fan, der sich daneben benehme, kurzfristig festgenommen werden könne.Pilz: Ob das so ist, müssen die Schweizer Staats- und Verfassungsrechtler beurteilen. Man muss aber auch sehen, dass Leute, die gegen das Gesetz verstossen, ebenfalls die Rechte derjenigen beschneiden, die sich korrekt verhalten. Insofern muss man sich darüber im Klaren sein, welches Gut höher zu gewichten ist. Aber es ist schon so, dass dieser Punkt sehr heikel ist und sorgfältig geprüft werden muss.
Interview: Daniel Rehfeld

Quelle: www.wilerzeitung.ch
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Basilea
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#30 Beitrag von Basilea »

No! al calcio moderno!

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