La repression
FCK VERURTEILT ÜBERHARTEN POLIZEIEINSATZ
Im folgenden bezieht der 1. FC Kaiserslautern Stellung zu den Vorfällen nach dem Auswärtsspiel des FCK beim FC Augsburg am 29. April 2007, als es nach Spielende hinter dem Gästeblock zu einem in unseren Augen unverhältnismäßigen und überzogenen Einsatz der Polizei und des Ordnungsdienstes gegenüber den anwesenden FCK-Fans kam.
Das harte Einschreiten einiger Polizei- und Ordnungskräfte mit Hilfe von Schlagstöcken und Pfefferspray, unter anderem auch gegen völlig unbeteiligte Frauen, Kinder und körperlich beeinträchtigte Fans geschah ohne ersichtlichen Grund und sorgte für Entsetzen bei den betroffenen Fans und den Augenzeugen der Vorfälle. Ein Fehlverhalten der FCK-Anhänger, das einen solchen Einsatz rechtfertigt, war zu keinem Zeitpunkt gegeben.
Diese Erkenntnisse wurden nach einer intensiven Auseinandersetzung mit diesem Thema, dem Begutachten von zahlreichem, privatem Videomaterial und Gesprächen mit Betroffenen und Beteiligten Personen und Augenzeugen getroffen.
Ganz klar widersprechen möchte der FCK einem Bericht der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 30. April 2007, in welchem zu lesen war, dass Fans des 1. FC Kaiserslautern nach dem Spiel Polizisten und Ordner angegriffen hätten. Die Berichte der Augenzeugen und die Auswertung der uns zugesandten Videos sowie die Aussagen der ebenfalls vor Ort befindlichen Verantwortlichen des FCK zeigen deutlich auf, dass diese Aussagen nicht der Wahrheit entsprechen.
Vorstand Arndt Jaworski: "Wir möchten uns hiermit vor die Fans des 1. FC Kaiserslautern stellen, so wie diese hinter der Mannschaft des FCK stehen. Bei allem Verständnis für ein hartes Durchgreifen bei Straftaten oder anderweitigen nicht zu tolerierenden Vergehen, Fußballfans dürfen nicht pauschal kriminalisiert und ohne ersichtlichen Grund Opfer von Einsätzen übermotivierter Ordner und Polizeibeamter werden."
Keinen Zusammenhang gibt es zwischen den Vorfällen nach Spielende und den zuvor im Fanblock des FCK entzündeten Rauchkörpern, die der Verein weiterhin auf das Schärfste verurteilt und nochmals alle Fans aufruft, dieser Unsitte entgegenzuwirken, um weiteren Schaden vom 1. FC Kaiserslautern abzuwenden. Die möglichen Konsequenzen, wie nun im Fall Rostock zu sehen, können nicht im Sinne der Anhänger des 1. FC Kaiserslautern sein.
www.fck.de
Im folgenden bezieht der 1. FC Kaiserslautern Stellung zu den Vorfällen nach dem Auswärtsspiel des FCK beim FC Augsburg am 29. April 2007, als es nach Spielende hinter dem Gästeblock zu einem in unseren Augen unverhältnismäßigen und überzogenen Einsatz der Polizei und des Ordnungsdienstes gegenüber den anwesenden FCK-Fans kam.
Das harte Einschreiten einiger Polizei- und Ordnungskräfte mit Hilfe von Schlagstöcken und Pfefferspray, unter anderem auch gegen völlig unbeteiligte Frauen, Kinder und körperlich beeinträchtigte Fans geschah ohne ersichtlichen Grund und sorgte für Entsetzen bei den betroffenen Fans und den Augenzeugen der Vorfälle. Ein Fehlverhalten der FCK-Anhänger, das einen solchen Einsatz rechtfertigt, war zu keinem Zeitpunkt gegeben.
Diese Erkenntnisse wurden nach einer intensiven Auseinandersetzung mit diesem Thema, dem Begutachten von zahlreichem, privatem Videomaterial und Gesprächen mit Betroffenen und Beteiligten Personen und Augenzeugen getroffen.
Ganz klar widersprechen möchte der FCK einem Bericht der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 30. April 2007, in welchem zu lesen war, dass Fans des 1. FC Kaiserslautern nach dem Spiel Polizisten und Ordner angegriffen hätten. Die Berichte der Augenzeugen und die Auswertung der uns zugesandten Videos sowie die Aussagen der ebenfalls vor Ort befindlichen Verantwortlichen des FCK zeigen deutlich auf, dass diese Aussagen nicht der Wahrheit entsprechen.
Vorstand Arndt Jaworski: "Wir möchten uns hiermit vor die Fans des 1. FC Kaiserslautern stellen, so wie diese hinter der Mannschaft des FCK stehen. Bei allem Verständnis für ein hartes Durchgreifen bei Straftaten oder anderweitigen nicht zu tolerierenden Vergehen, Fußballfans dürfen nicht pauschal kriminalisiert und ohne ersichtlichen Grund Opfer von Einsätzen übermotivierter Ordner und Polizeibeamter werden."
Keinen Zusammenhang gibt es zwischen den Vorfällen nach Spielende und den zuvor im Fanblock des FCK entzündeten Rauchkörpern, die der Verein weiterhin auf das Schärfste verurteilt und nochmals alle Fans aufruft, dieser Unsitte entgegenzuwirken, um weiteren Schaden vom 1. FC Kaiserslautern abzuwenden. Die möglichen Konsequenzen, wie nun im Fall Rostock zu sehen, können nicht im Sinne der Anhänger des 1. FC Kaiserslautern sein.
www.fck.de
D.A.G. hat geschrieben:wenn bayern wirklich der ganzen schickeria SV erteilt , ist im autoreifen endgültig die luft draussen..stimmung war dieses jahr schon sehr dürftig
15.05.2007 - FC Bayern München
600 Personen in der kommenden Saison ohne Dauerkarte
Am heutigen Dienstag bekamen etwa 600 Fans des FC Bayern München Post von ihrem Verein, die besagt, dass sie für die neue Saison keine Dauerkarten erhalten. Dabei handelt es sich nach Vereinsangaben um Mitglieder der Schickeria München.
Bayern Manager Uli Hoeness wird in der Süddeutschen Zeitung zitiert, dass es in der kommenden Saison eine „ganz neue Südkurve“ geben werde. Markus Hörwick, Pressesprecher der Bayern, bestätigte gegenüber Stadionwelt, dass sämtliche Mitglieder der Schickeria München angeschrieben wurden und von der fristgerechten Kündigung ihrer Dauerkarten betroffen seien. Probleme sieht Hörwick darin keine: „Der FC Bayern hat in der Allianz Arena und auf seinem Vereinsgelände Hausrecht.“ Der Verein machte nun wahr, was er bereits vor einer Woche ankündigt hatte: Nach dem Aufeinandertreffen von Bayern- und Club-Fans auf einem Rastplatz bei Würzburg sollten an Mitglieder der Gruppe künftig keinerlei Karten mehr ausgegeben werden. 73 Mitglieder der Schickeria waren nach Angaben der Polizei zugegen.
Nach Informationen von Stadionwelt könnte es allerdings möglich sein, dass auch Personen betroffen sind, die nicht Mitglied bei der Ultragruppierung sind. Als der Verein samt Fanszene vor etwa zwei Jahre aus dem Olympiastadion in die neue Arena umzog, konnte man sich neben anderen auch auf Listen der Schickeria eintragen, um eine Karte für die Südtribüne zu erhalten. Die Mitgliedschaft in der Gruppe war dafür keine Voraussetzung. (Stadionwelt, 15.5.2007)
Naja, bisher ist es noch rechtens, wenn auch dennoch absolut übertrieben und unverhältnismässig. Wenn jedoch noch Landesweite SVs folgen, dann ist es ein riesen Skandal.Ronaldo hat geschrieben:D.A.G. hat geschrieben:wenn bayern wirklich der ganzen schickeria SV erteilt , ist im autoreifen endgültig die luft draussen..stimmung war dieses jahr schon sehr dürftig
15.05.2007 - FC Bayern München
600 Personen in der kommenden Saison ohne Dauerkarte
Am heutigen Dienstag bekamen etwa 600 Fans des FC Bayern München Post von ihrem Verein, die besagt, dass sie für die neue Saison keine Dauerkarten erhalten. Dabei handelt es sich nach Vereinsangaben um Mitglieder der Schickeria München.
Bayern Manager Uli Hoeness wird in der Süddeutschen Zeitung zitiert, dass es in der kommenden Saison eine „ganz neue Südkurve“ geben werde. Markus Hörwick, Pressesprecher der Bayern, bestätigte gegenüber Stadionwelt, dass sämtliche Mitglieder der Schickeria München angeschrieben wurden und von der fristgerechten Kündigung ihrer Dauerkarten betroffen seien. Probleme sieht Hörwick darin keine: „Der FC Bayern hat in der Allianz Arena und auf seinem Vereinsgelände Hausrecht.“ Der Verein machte nun wahr, was er bereits vor einer Woche ankündigt hatte: Nach dem Aufeinandertreffen von Bayern- und Club-Fans auf einem Rastplatz bei Würzburg sollten an Mitglieder der Gruppe künftig keinerlei Karten mehr ausgegeben werden. 73 Mitglieder der Schickeria waren nach Angaben der Polizei zugegen.
Nach Informationen von Stadionwelt könnte es allerdings möglich sein, dass auch Personen betroffen sind, die nicht Mitglied bei der Ultragruppierung sind. Als der Verein samt Fanszene vor etwa zwei Jahre aus dem Olympiastadion in die neue Arena umzog, konnte man sich neben anderen auch auf Listen der Schickeria eintragen, um eine Karte für die Südtribüne zu erhalten. Die Mitgliedschaft in der Gruppe war dafür keine Voraussetzung. (Stadionwelt, 15.5.2007)
usem tagi
Vor einem Jahr endete das Fussballspiel FC Basel gegen den FC Zürich in Krawallen. Der Aufschrei war gross, der Ruf nach Massnahmen laut. Was ist seither passiert?
Von Niels Walter und Dario Venutti
«Nach Basel». Diese Wortkombination fällt heute oft, wenn Medien, Funktionäre, Spieler und Fans über Gewalt im Schweizer Fussball reden. «Nach Basel» will heissen nach dem 13. Mai 2006, nach dem Spiel FCB - FCZ, das die Zürcher in letzter Sekunde für sich entschieden hatten und das nach dem Schlusspfiff in wüsten Krawallen endete. Fans stürmten auf den Rasen, attackierten Spieler, warfen Petarden, die Polizisten schossen mit Gummischrot. Alles live vom Fernsehen übertragen und danach selbst von CNN in die Welt hinausgestrahlt: die «Schande von Basel».
Die Empörung war gross, Kommentatoren, Klubpräsidenten und Funktionäre sprachen in Ausrufezeichen: Jetzt ist genug! Jetzt braucht es null Komma plötzlich Massnahmen! Durchgreifen! Aufräumen! Inzwischen ist ein Jahr vergangen, eine weitere Fussballsaison bald zu Ende. Was ist seither im Schweizer Fussball in Sachen Gewalt geschehen? Waren die Krawalle im St.-Jakob-Park ein heilsamer Schock oder nur eine neue Dimension in einem Sport, bei dem Randale und Scharmützel Alltag sind? Hat sich nach Basel etwas geändert? Was wurde aus all den angekündigten Massnahmen? Wird nun mit dem so genannten Hooligan-Gesetz alles gut?
Was der Verband wollte, was die Klubs tun und unterlassen
Ein Blick auf die letzte Seite des Sicherheitsreglementes der Swiss Football League: Im Frühling 1999 wurde das Regelwerk auf einer handvoll Seiten verabschiedet. Im Februar 2006 erliess die Liga wichtige Richtlinien für landesweite Stadionverbote, doch das Sicherheitsreglement selber blieb praktisch sieben Jahre lang unberührt. In den Wochen nach den Basler Krawallen kamen neue Artikel, Literas und Abschnitte hinzu wie nie zuvor. Die Verbandsoberen passten an, schrieben neu, ergänzten und veränderten die Ergänzungen wieder. Den Klubs wurde vorgeschrieben, was sie neu müssen und sollen: ihr Sicherheitskonzept ständig aktualisieren, den Gästesektor im Stadion abtrennen, bei Auswärtsspielen die eigenen Fans überwachen und filmen, so und so viele Sicherheitsleute und Fanbetreuer pro 50 Zuschauer, Tickets für Fans der Auswärtsmannschaften nur noch gegen Ausweis und Personalien.
In einem Sturmlauf führte die Liga viel Neues ein, alles subito und auf den Saisonstart hin gültig. Es war ein Lauf ins Offside. Die Fans protestierten, boykottierten teilweise ihre Klubs und umgingen die neuen Vorschriften, wo es nur ging. Die Klubs, die mit ihrer zum Teil largen Sicherheitspolitik und Fanbetreuung nach Basel stark unter Druck gekommen waren, winkten die neuen Regeln in der Liga zwar durch, setzten sie dann aber ungenügend oder oft gar nicht um, ja entschuldigten sich zum Teil bei ihren Fans gar noch dafür – zum Beispiel der BSC Young Boys mit Flugblättern vor einem Spiel gegen Basel.
Klub- und Verbandsleute mussten zurückbuchstabieren: Die Regel «Ticket nur gegen Personalien» wurde wieder gestrichen, die geforderte Zahl von so und so vielen Begleitern pro 50 Zuschauer ist anscheinend nicht praxistauglich. Diese Regel wird jetzt gelockert und neu geschrieben. Trotz viel Umtriebigkeit ist man bei der Liga guter Dinge. Sprecher Roger Müller sagt: «Basel hat viele wachgerüttelt.» Müller zählt auf, was sich seit den Krawallen verändert hat: allgemein höheres Bewusstsein für das Gewaltproblem, bessere Zusammenarbeit zwischen Klubs und Fans sowie zwischen Klubs und Liga, bessere und praxisorientiertere Schulungen für Klubs zum Thema Sicherheit.
Bei der Swiss Football League verteilt niemand den Klubs öffentlich Noten dafür, was sie in Sachen Sicherheit und Fanarbeit leisten. Alle Personen, die offen reden, wollen ihre Namen nicht in der Zeitung lesen. Der Tenor unter jenen, die in Klubs und/ oder für den Verband an der Fanfront arbeiten: In Basel, Aarau, Thun, Luzern und St. Gallen bemühe man sich am stärksten um eine gute Zusammenarbeit mit den Fans und eine gewaltfreie Fankultur – wobei dies für einen Grossklub mit Tausenden fanatischen Anhängern wie Basel viel schwieriger ist als in Thun und Aarau, wo praktisch noch jeder jeden persönlich kennt. Die Zürcher Klubs FCZ und Grasshoppers erhalten punkto Sicherheit und Fanarbeit auffallend schlechte Noten.
Das grösste Problem: Weil Sicherheit und ein guter Kontakt zu den Fans zeitund personalintensiv ist, also Geld kostet, tun sich die Klubs nach wie vor schwer, für Bereiche einen angemessenen Budgetposten zu schaffen. Die Kluboberen und Mäzene geben ihr letztes Geld nach wie vor lieber für einen weiteren mittelmässigen Stürmer aus als für Sicherheit und Fanarbeit.
Nimmt die Gewalt im Schweizer Fussball zu?
«Wenn es so weitergeht und noch schlimmer wird, dann wird der Fussball abgeschafft. Die Situation ist nicht nur alarmierend, sie ist existenzbedrohend.» Mit diesen Worten wurde Peter Stadelmann, Präsident der Swiss Football League, am 13. Februar dieses Jahres in der «Neuen Luzerner Zeitung» zitiert. Stadelmann äusserte sich unter dem Eindruck der Tötung eines Polizisten in Catania, mutmasslich durch einen Ultra, eine Woche zuvor und zweier Ereignisse im Schweizer Fussball: Beim Derby GC - FCZ hatte die «Südkurve » das Stadion mit Rauch überzogen, und in Bern hatte ein Zuschauer den Basler Spieler Caicedo mit einem Feuerzeug am Kopf getroffen.
Der alarmistische Ton Stadelmanns dokumentiert zweierlei: Besonders nach Basel werden in der Schweiz Horrorszenarien entworfen. Der Vergleich mit Italien ist allerdings nicht statthaft, weil die dortige Ultra-Szene teilweise mafiös strukturiert ist. Zudem geht Stadelmann davon aus, dass die Gewalt im Schweizer Fussball zunimmt. Stimmt das?
Belegen lässt sich weder eine Zunahme noch ein Rückgang der Gewalt, und zwar deshalb, weil kein Datenmaterial vorliegt. Gewaltforscher wie der Soziologe Manuel Eisner sagen, dass der Schweizer Fussball in dieser Hinsicht kaum untersucht worden sei. Was man mit Sicherheit sagen kann: Es kommt immer wieder zu Schlägereien und Sachbeschädigungen ausserhalb der Stadien, etwa an den letzten beiden Spielen zwischen dem FC Zürich und Basel. Zudem hat sich die Wahrnehmung verschoben: Allein das Abbrennen von pyrotechnischem Material wird als Gewaltakt verurteilt, wogegen «bengalische Fackeln » noch vor ein paar Jahren positiv als Ausdruck südländischer Atmosphäre genen wertet wurden. Weil pyrotechnisches Material verboten ist, wird nicht mehr unterschieden, auf welche Art es eingesetzt wird: als Waffe wie beim Spiel FCZ - YB im Februar, als YB-Fans den FCZ-Goalie Leoni fast mit einer Fackel trafen, oder als stilistisches Element, das zur Stimmungsmache gezündet wird. Trotzdem glaubt Markus Mohler, in den 80er- und 90er-Jahren Kommandant der Basler Stadtpolizei, dass Gewalt rund um Fussballspiele zunimmt, «allerdings nicht in einem Ausmass, das den Alarmismus rechtfertigen würde». Den Einsatz von Waffen hat er mit Ausnahme einer Messerattacke eines englischen Fans anlässlich des Spiels Schweiz - England 1981 in Basel nie erlebt, und die Ereignisse vom 13. Mai 2006 waren eine «absolute Ausnahme ». Mohler gibt zu bedenken: «Heute informiert die Polizei schneller, präziser und häufiger. Und die Medien neigen zu Übertreibungen.» Dadurch könnte sich die Wahrnehmung verschoben haben.
Was die Situation in den Stadien betrifft, deuten die Erhebungen der Swiss Football League eher auf eine Beruhigung hin: Lag die Zahl der Disziplinarfälle (z. B. pyrotechnisches Material, Werfen von Gegenständen) in der Saison 2004/05 bei 114, ist sie in der letzten Spielzeit auf 106 und diese Saison bisher auf 73 gesunken. Die Bussen, die die Klubs wegen «sicherheitsrelevanter Vorfälle» zu zahlen hatten, beliefen sich vor zwei Saisons auf 230 000 Franken, letzte Spielzeit auf 440 000 und in der laufenden bisher auf 280 000 Franken.
Was der FC Zürich vom FC Basel lernen kann
Die Krawalle vom 13. Mai wurden nicht allein durch das späte Siegestor von Iulian Filipescu ausgelöst. Laut Thomas Gander, Koleiter des Basler Fanprojekts, herrschte schon vorher eine angespannte Stimmung in der «Muttenzerkurve»: «Die Gespräche mit dem Verein waren blockiert, und viele Fans in der Kurve sahen sich in Bedrängnis. » Die Ausschreitungen waren insofern ein heilsamer Schock, als Fans und Verein in den folgenden Monaten gegenseitige Feindbilder abbauten: In vielen Diskussiodiese und Sitzungen reifte auf Seiten des Klubs die Erkenntnis, dass die Ultra-Kultur zwar eine raue, gleichzeitig aber auch eine Bereicherung ist. Das zeigte sich während der Spiele ohne Publikum und im Uefa-Cup, als die «Muttenzerkurve» die Matches boykottierte. «Wir wollen keine US-Verhältnisse. Verkommt der Fussball zum reinen Kommerzartikel ohne Herz und Emotionen, hat die ‹Muttenzerkurve› keinen Platz mehr. Aber dann habe auch ich keinen mehr», sagt Bernhard Heusler, Vizepräsident des FC Basel und Wirtschaftsanwalt.
Auf der andern Seite haben die Ultras erfahren, dass Vereinsfunktionäre nicht einfach Repräsentanten eines bösen Establishments sind. Laut Gander hat insbesondere Bernhard Heusler dazu beigetragen, die Wogen zu glätten: mit seinem Kommunikationsstil und mit seinem ehrlichen Interesse an der Ultra-Philosophie. Heusler trifft sich immer wieder mit Exponenten der «Muttenzerkurve», was «für den Klub und mich selbst anregend» sei.
Fans und Verein haben ein informelles Abkommen geschlossen: Die in der ersten Aufregung angekündigten Massnahmen der Basler Regierung (u. a. Fanpass) wurden nicht umgesetzt. Der FC Basel schuf dafür zwei Teilzeitstellen im Sicherheitsbereich und engagierte nach Anhörung der Ultras einen Fanbeauftragten, der in der Kurve verwurzelt ist und deshalb von ihr akzeptiert wird. Hingegen verzichtet der FCB auf einen privaten Sicherheitsdienst und beschäftigt vereinseigene Ordnungshüter, die Klubfarben tragen und so deeskalierend wirken sollen. Vor der «Muttenzerkurve » steht seit dem 13. Mai ein Zaun, dafür wurden wieder Stehplätze eingeführt (rund 3000), die für Ultras einen wichtigen Teil ihrer Fankultur ausmachen. Die Bewältigung der Krawalle zeigt, dass der FC Basel seine Fans ernst genommen und auf die Krawalle nicht allein mit Repression geantwortet hat. In Zürich dagegen, wo die «Südkurve» seit dem Titelgewinn stark gewachsen ist, stehen die Zeichen auf Konfrontation, und es existieren kaum Kommunikationskanäle: Der neue Präsident, Ancillo Canepa, propagiert immer wieder eine «Null-ToleranzPolitik», während sich gewaltbereite Zuschauer in die Kurve mischen.
Fanarbeit ist in Zürich weit gehend ein Fremdwort, ist doch der offizielle Fanbeauftragte des Vereins gleichzeitig Leiter des Fanshops und arbeitet damit an der Verkaufs- statt an der Fanfront. Der Sicherheitsverantwortliche, Christian Schöttli, ist gleichzeitig Mitglied der Geschäftsleitung der Delta, einer privaten Sicherheitsfirma, die im Auftrag des FC Zürich an den Heimspielen für Ruhe und Ordnung sorgen soll und dies zum Teil mit ziemlich rüden Methoden tut. Ultras der «Südkurve» fordern immer lauter die Absetzung Schöttlis. Trotz der positiven Entwicklung in Basel warnt der Fanarbeiter Gander allerdings davor, die Situation allzu euphorisch darzustellen: «Man muss damit rechnen, dass es wieder einmal zu negativen Ereignissen kommt. Bei den Ultras handelt es sich vor allem um ein emotionales, jugendliches Publikum, und Jugendliche reiben sich gerne an Grenzen.»
Was hat das HooliganGesetz bisher gebracht?
«Gott sei Dank haben wir bald ein Gesetz, das uns erlaubt, rigoros gegen gewaltbereite Fans vorzugehen, sie zu registrieren und frühzeitig aus dem Verkehr zu ziehen.» Diese hoffnungsfrohe Äusserung hörte man nach Basel oft. Gemeint war das revidierte Bundesgesetz über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit, das so genannte Hooligan-Gesetz. Es ist seit dem 1. Januar in Kraft und erlaubt neu, gewalttätige Fans mit Rayonverboten, Ausreisebeschränkungen, Meldeauflagen und präventivem Polizeigewahrsam von Sportanlässen fernzuhalten. Davon betroffene Fans werden in einer Datenbank namens Hoogan beim Bundesamt für Polizei erfasst.
Die Polizeikorps in allen Kantonen haben Zugriff auf diese Daten und können sie an die Klubs weitergeben – dieser Datenaustausch war früher nicht erlaubt und bewirkte, dass landesweite Stadionverbote fast immer nur Theorie waren. Hatte etwa ein Basler Fan Stadionverbot, waren dessen Personalien zumeist den Eingangskontrolleuren in anderen Stadien nicht bekannt. Zurzeit haben in der Schweiz gut 500 Fussballfans und 150 andere (vor allem Eishockeyfans) ein landesweites Stadionverbot (vor den Basler Krawallen hatten 300 Fussballanhänger ein solches Verbot).
Diese von privater Seite (Klubs und Liga) verhängten Verbote werden nun allerdings nicht alle automatisch in der Hooligan- Datenbank registriert; so einfach – und vor allem so schnell – geht das nicht. Die Polizei, Fachstellen bei Bund und Kantonen sind nun daran, die ganze Behördenmaschinerie hochzufahren, um das Gesetz umsetzen zu können. Fachleute werden geschult und kantonale Bestimmungen angepasst. Die Zentralstelle für Hooliganismus bei der Stadtpolizei Zürich klärt zurzeit bei allen Klubs ab, welche Fans warum ein Stadionverbot haben.
Aus rechtlichen Gründen dürfen nur jene in der Hooligan-Datenbank erfasst werden, bei denen ein gewalttätiges Verhalten im Stadion mit Rapport und Bildmaterial ausreichend dokumentiert ist. Fans, die ein Stadionverbot haben, weil sie unerlaubte Gegenstände dabei hatten oder aus anderen Gründen unerwünscht sind, dürfen nicht in Hoogan erfasst werden. Bis jetzt sind 56 Personen mit Stadionverboten in der Datenbank erfasst. Bis Ende Juni soll die Überprüfung aller 650 Stadionverbote (auch jene, die vor In-Kraft-Treten des Gesetzes verhängt wurden) abgeschlossen sein. Dann wird klar sein, wie viele davon in Hoogan übernommen werden konnten.
Das Hooligan-Gesetz ist seit viereinhalb Monaten in Kraft, noch ist aber keine einzige Person wegen Rayonverbots oder sonst einer Massnahme in der Datenbank Hoogan erfasst. Einzelne Kantone hätten jedoch bereits solche Massnahmen angeordnet, sagt Guido Balmer, Mediensprecher des Bundesamtes für Polizei. Zurzeit laufen noch Rekursfristen – jeder Fan kann gegen eine verhängte Massnahme rekurrieren. Erst wenn diese rechtskräftig ist, wird die betreffende Person in Hoogan erfasst. Sie wird dann auch darüber informiert, dass sie landesweit als gewalttätige oder gewaltbereite Person registriert ist. Klubs, Stadionbetreiber und Polizei sind froh über das neue Gesetz. «Viele haben die Hoffnung, dass damit alle Gewaltprobleme gelöst werden. Diese Hoffnungen sind übertrieben», sagt Roger Müller von der Liga. Ebenso wichtig wie die Repression sei, dass die Klubs den Kontakt und das Verhältnis zu ihren Fans verbesserten, diese nicht nur als zahlende Kunden sähen, sondern als einen Teil des Fussballklubs. «Da und dort hat sich dies seit dem 13. Mai verbessert, doch es bleibt noch viel zu tun.»
Vor einem Jahr endete das Fussballspiel FC Basel gegen den FC Zürich in Krawallen. Der Aufschrei war gross, der Ruf nach Massnahmen laut. Was ist seither passiert?
Von Niels Walter und Dario Venutti
«Nach Basel». Diese Wortkombination fällt heute oft, wenn Medien, Funktionäre, Spieler und Fans über Gewalt im Schweizer Fussball reden. «Nach Basel» will heissen nach dem 13. Mai 2006, nach dem Spiel FCB - FCZ, das die Zürcher in letzter Sekunde für sich entschieden hatten und das nach dem Schlusspfiff in wüsten Krawallen endete. Fans stürmten auf den Rasen, attackierten Spieler, warfen Petarden, die Polizisten schossen mit Gummischrot. Alles live vom Fernsehen übertragen und danach selbst von CNN in die Welt hinausgestrahlt: die «Schande von Basel».
Die Empörung war gross, Kommentatoren, Klubpräsidenten und Funktionäre sprachen in Ausrufezeichen: Jetzt ist genug! Jetzt braucht es null Komma plötzlich Massnahmen! Durchgreifen! Aufräumen! Inzwischen ist ein Jahr vergangen, eine weitere Fussballsaison bald zu Ende. Was ist seither im Schweizer Fussball in Sachen Gewalt geschehen? Waren die Krawalle im St.-Jakob-Park ein heilsamer Schock oder nur eine neue Dimension in einem Sport, bei dem Randale und Scharmützel Alltag sind? Hat sich nach Basel etwas geändert? Was wurde aus all den angekündigten Massnahmen? Wird nun mit dem so genannten Hooligan-Gesetz alles gut?
Was der Verband wollte, was die Klubs tun und unterlassen
Ein Blick auf die letzte Seite des Sicherheitsreglementes der Swiss Football League: Im Frühling 1999 wurde das Regelwerk auf einer handvoll Seiten verabschiedet. Im Februar 2006 erliess die Liga wichtige Richtlinien für landesweite Stadionverbote, doch das Sicherheitsreglement selber blieb praktisch sieben Jahre lang unberührt. In den Wochen nach den Basler Krawallen kamen neue Artikel, Literas und Abschnitte hinzu wie nie zuvor. Die Verbandsoberen passten an, schrieben neu, ergänzten und veränderten die Ergänzungen wieder. Den Klubs wurde vorgeschrieben, was sie neu müssen und sollen: ihr Sicherheitskonzept ständig aktualisieren, den Gästesektor im Stadion abtrennen, bei Auswärtsspielen die eigenen Fans überwachen und filmen, so und so viele Sicherheitsleute und Fanbetreuer pro 50 Zuschauer, Tickets für Fans der Auswärtsmannschaften nur noch gegen Ausweis und Personalien.
In einem Sturmlauf führte die Liga viel Neues ein, alles subito und auf den Saisonstart hin gültig. Es war ein Lauf ins Offside. Die Fans protestierten, boykottierten teilweise ihre Klubs und umgingen die neuen Vorschriften, wo es nur ging. Die Klubs, die mit ihrer zum Teil largen Sicherheitspolitik und Fanbetreuung nach Basel stark unter Druck gekommen waren, winkten die neuen Regeln in der Liga zwar durch, setzten sie dann aber ungenügend oder oft gar nicht um, ja entschuldigten sich zum Teil bei ihren Fans gar noch dafür – zum Beispiel der BSC Young Boys mit Flugblättern vor einem Spiel gegen Basel.
Klub- und Verbandsleute mussten zurückbuchstabieren: Die Regel «Ticket nur gegen Personalien» wurde wieder gestrichen, die geforderte Zahl von so und so vielen Begleitern pro 50 Zuschauer ist anscheinend nicht praxistauglich. Diese Regel wird jetzt gelockert und neu geschrieben. Trotz viel Umtriebigkeit ist man bei der Liga guter Dinge. Sprecher Roger Müller sagt: «Basel hat viele wachgerüttelt.» Müller zählt auf, was sich seit den Krawallen verändert hat: allgemein höheres Bewusstsein für das Gewaltproblem, bessere Zusammenarbeit zwischen Klubs und Fans sowie zwischen Klubs und Liga, bessere und praxisorientiertere Schulungen für Klubs zum Thema Sicherheit.
Bei der Swiss Football League verteilt niemand den Klubs öffentlich Noten dafür, was sie in Sachen Sicherheit und Fanarbeit leisten. Alle Personen, die offen reden, wollen ihre Namen nicht in der Zeitung lesen. Der Tenor unter jenen, die in Klubs und/ oder für den Verband an der Fanfront arbeiten: In Basel, Aarau, Thun, Luzern und St. Gallen bemühe man sich am stärksten um eine gute Zusammenarbeit mit den Fans und eine gewaltfreie Fankultur – wobei dies für einen Grossklub mit Tausenden fanatischen Anhängern wie Basel viel schwieriger ist als in Thun und Aarau, wo praktisch noch jeder jeden persönlich kennt. Die Zürcher Klubs FCZ und Grasshoppers erhalten punkto Sicherheit und Fanarbeit auffallend schlechte Noten.
Das grösste Problem: Weil Sicherheit und ein guter Kontakt zu den Fans zeitund personalintensiv ist, also Geld kostet, tun sich die Klubs nach wie vor schwer, für Bereiche einen angemessenen Budgetposten zu schaffen. Die Kluboberen und Mäzene geben ihr letztes Geld nach wie vor lieber für einen weiteren mittelmässigen Stürmer aus als für Sicherheit und Fanarbeit.
Nimmt die Gewalt im Schweizer Fussball zu?
«Wenn es so weitergeht und noch schlimmer wird, dann wird der Fussball abgeschafft. Die Situation ist nicht nur alarmierend, sie ist existenzbedrohend.» Mit diesen Worten wurde Peter Stadelmann, Präsident der Swiss Football League, am 13. Februar dieses Jahres in der «Neuen Luzerner Zeitung» zitiert. Stadelmann äusserte sich unter dem Eindruck der Tötung eines Polizisten in Catania, mutmasslich durch einen Ultra, eine Woche zuvor und zweier Ereignisse im Schweizer Fussball: Beim Derby GC - FCZ hatte die «Südkurve » das Stadion mit Rauch überzogen, und in Bern hatte ein Zuschauer den Basler Spieler Caicedo mit einem Feuerzeug am Kopf getroffen.
Der alarmistische Ton Stadelmanns dokumentiert zweierlei: Besonders nach Basel werden in der Schweiz Horrorszenarien entworfen. Der Vergleich mit Italien ist allerdings nicht statthaft, weil die dortige Ultra-Szene teilweise mafiös strukturiert ist. Zudem geht Stadelmann davon aus, dass die Gewalt im Schweizer Fussball zunimmt. Stimmt das?
Belegen lässt sich weder eine Zunahme noch ein Rückgang der Gewalt, und zwar deshalb, weil kein Datenmaterial vorliegt. Gewaltforscher wie der Soziologe Manuel Eisner sagen, dass der Schweizer Fussball in dieser Hinsicht kaum untersucht worden sei. Was man mit Sicherheit sagen kann: Es kommt immer wieder zu Schlägereien und Sachbeschädigungen ausserhalb der Stadien, etwa an den letzten beiden Spielen zwischen dem FC Zürich und Basel. Zudem hat sich die Wahrnehmung verschoben: Allein das Abbrennen von pyrotechnischem Material wird als Gewaltakt verurteilt, wogegen «bengalische Fackeln » noch vor ein paar Jahren positiv als Ausdruck südländischer Atmosphäre genen wertet wurden. Weil pyrotechnisches Material verboten ist, wird nicht mehr unterschieden, auf welche Art es eingesetzt wird: als Waffe wie beim Spiel FCZ - YB im Februar, als YB-Fans den FCZ-Goalie Leoni fast mit einer Fackel trafen, oder als stilistisches Element, das zur Stimmungsmache gezündet wird. Trotzdem glaubt Markus Mohler, in den 80er- und 90er-Jahren Kommandant der Basler Stadtpolizei, dass Gewalt rund um Fussballspiele zunimmt, «allerdings nicht in einem Ausmass, das den Alarmismus rechtfertigen würde». Den Einsatz von Waffen hat er mit Ausnahme einer Messerattacke eines englischen Fans anlässlich des Spiels Schweiz - England 1981 in Basel nie erlebt, und die Ereignisse vom 13. Mai 2006 waren eine «absolute Ausnahme ». Mohler gibt zu bedenken: «Heute informiert die Polizei schneller, präziser und häufiger. Und die Medien neigen zu Übertreibungen.» Dadurch könnte sich die Wahrnehmung verschoben haben.
Was die Situation in den Stadien betrifft, deuten die Erhebungen der Swiss Football League eher auf eine Beruhigung hin: Lag die Zahl der Disziplinarfälle (z. B. pyrotechnisches Material, Werfen von Gegenständen) in der Saison 2004/05 bei 114, ist sie in der letzten Spielzeit auf 106 und diese Saison bisher auf 73 gesunken. Die Bussen, die die Klubs wegen «sicherheitsrelevanter Vorfälle» zu zahlen hatten, beliefen sich vor zwei Saisons auf 230 000 Franken, letzte Spielzeit auf 440 000 und in der laufenden bisher auf 280 000 Franken.
Was der FC Zürich vom FC Basel lernen kann
Die Krawalle vom 13. Mai wurden nicht allein durch das späte Siegestor von Iulian Filipescu ausgelöst. Laut Thomas Gander, Koleiter des Basler Fanprojekts, herrschte schon vorher eine angespannte Stimmung in der «Muttenzerkurve»: «Die Gespräche mit dem Verein waren blockiert, und viele Fans in der Kurve sahen sich in Bedrängnis. » Die Ausschreitungen waren insofern ein heilsamer Schock, als Fans und Verein in den folgenden Monaten gegenseitige Feindbilder abbauten: In vielen Diskussiodiese und Sitzungen reifte auf Seiten des Klubs die Erkenntnis, dass die Ultra-Kultur zwar eine raue, gleichzeitig aber auch eine Bereicherung ist. Das zeigte sich während der Spiele ohne Publikum und im Uefa-Cup, als die «Muttenzerkurve» die Matches boykottierte. «Wir wollen keine US-Verhältnisse. Verkommt der Fussball zum reinen Kommerzartikel ohne Herz und Emotionen, hat die ‹Muttenzerkurve› keinen Platz mehr. Aber dann habe auch ich keinen mehr», sagt Bernhard Heusler, Vizepräsident des FC Basel und Wirtschaftsanwalt.
Auf der andern Seite haben die Ultras erfahren, dass Vereinsfunktionäre nicht einfach Repräsentanten eines bösen Establishments sind. Laut Gander hat insbesondere Bernhard Heusler dazu beigetragen, die Wogen zu glätten: mit seinem Kommunikationsstil und mit seinem ehrlichen Interesse an der Ultra-Philosophie. Heusler trifft sich immer wieder mit Exponenten der «Muttenzerkurve», was «für den Klub und mich selbst anregend» sei.
Fans und Verein haben ein informelles Abkommen geschlossen: Die in der ersten Aufregung angekündigten Massnahmen der Basler Regierung (u. a. Fanpass) wurden nicht umgesetzt. Der FC Basel schuf dafür zwei Teilzeitstellen im Sicherheitsbereich und engagierte nach Anhörung der Ultras einen Fanbeauftragten, der in der Kurve verwurzelt ist und deshalb von ihr akzeptiert wird. Hingegen verzichtet der FCB auf einen privaten Sicherheitsdienst und beschäftigt vereinseigene Ordnungshüter, die Klubfarben tragen und so deeskalierend wirken sollen. Vor der «Muttenzerkurve » steht seit dem 13. Mai ein Zaun, dafür wurden wieder Stehplätze eingeführt (rund 3000), die für Ultras einen wichtigen Teil ihrer Fankultur ausmachen. Die Bewältigung der Krawalle zeigt, dass der FC Basel seine Fans ernst genommen und auf die Krawalle nicht allein mit Repression geantwortet hat. In Zürich dagegen, wo die «Südkurve» seit dem Titelgewinn stark gewachsen ist, stehen die Zeichen auf Konfrontation, und es existieren kaum Kommunikationskanäle: Der neue Präsident, Ancillo Canepa, propagiert immer wieder eine «Null-ToleranzPolitik», während sich gewaltbereite Zuschauer in die Kurve mischen.
Fanarbeit ist in Zürich weit gehend ein Fremdwort, ist doch der offizielle Fanbeauftragte des Vereins gleichzeitig Leiter des Fanshops und arbeitet damit an der Verkaufs- statt an der Fanfront. Der Sicherheitsverantwortliche, Christian Schöttli, ist gleichzeitig Mitglied der Geschäftsleitung der Delta, einer privaten Sicherheitsfirma, die im Auftrag des FC Zürich an den Heimspielen für Ruhe und Ordnung sorgen soll und dies zum Teil mit ziemlich rüden Methoden tut. Ultras der «Südkurve» fordern immer lauter die Absetzung Schöttlis. Trotz der positiven Entwicklung in Basel warnt der Fanarbeiter Gander allerdings davor, die Situation allzu euphorisch darzustellen: «Man muss damit rechnen, dass es wieder einmal zu negativen Ereignissen kommt. Bei den Ultras handelt es sich vor allem um ein emotionales, jugendliches Publikum, und Jugendliche reiben sich gerne an Grenzen.»
Was hat das HooliganGesetz bisher gebracht?
«Gott sei Dank haben wir bald ein Gesetz, das uns erlaubt, rigoros gegen gewaltbereite Fans vorzugehen, sie zu registrieren und frühzeitig aus dem Verkehr zu ziehen.» Diese hoffnungsfrohe Äusserung hörte man nach Basel oft. Gemeint war das revidierte Bundesgesetz über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit, das so genannte Hooligan-Gesetz. Es ist seit dem 1. Januar in Kraft und erlaubt neu, gewalttätige Fans mit Rayonverboten, Ausreisebeschränkungen, Meldeauflagen und präventivem Polizeigewahrsam von Sportanlässen fernzuhalten. Davon betroffene Fans werden in einer Datenbank namens Hoogan beim Bundesamt für Polizei erfasst.
Die Polizeikorps in allen Kantonen haben Zugriff auf diese Daten und können sie an die Klubs weitergeben – dieser Datenaustausch war früher nicht erlaubt und bewirkte, dass landesweite Stadionverbote fast immer nur Theorie waren. Hatte etwa ein Basler Fan Stadionverbot, waren dessen Personalien zumeist den Eingangskontrolleuren in anderen Stadien nicht bekannt. Zurzeit haben in der Schweiz gut 500 Fussballfans und 150 andere (vor allem Eishockeyfans) ein landesweites Stadionverbot (vor den Basler Krawallen hatten 300 Fussballanhänger ein solches Verbot).
Diese von privater Seite (Klubs und Liga) verhängten Verbote werden nun allerdings nicht alle automatisch in der Hooligan- Datenbank registriert; so einfach – und vor allem so schnell – geht das nicht. Die Polizei, Fachstellen bei Bund und Kantonen sind nun daran, die ganze Behördenmaschinerie hochzufahren, um das Gesetz umsetzen zu können. Fachleute werden geschult und kantonale Bestimmungen angepasst. Die Zentralstelle für Hooliganismus bei der Stadtpolizei Zürich klärt zurzeit bei allen Klubs ab, welche Fans warum ein Stadionverbot haben.
Aus rechtlichen Gründen dürfen nur jene in der Hooligan-Datenbank erfasst werden, bei denen ein gewalttätiges Verhalten im Stadion mit Rapport und Bildmaterial ausreichend dokumentiert ist. Fans, die ein Stadionverbot haben, weil sie unerlaubte Gegenstände dabei hatten oder aus anderen Gründen unerwünscht sind, dürfen nicht in Hoogan erfasst werden. Bis jetzt sind 56 Personen mit Stadionverboten in der Datenbank erfasst. Bis Ende Juni soll die Überprüfung aller 650 Stadionverbote (auch jene, die vor In-Kraft-Treten des Gesetzes verhängt wurden) abgeschlossen sein. Dann wird klar sein, wie viele davon in Hoogan übernommen werden konnten.
Das Hooligan-Gesetz ist seit viereinhalb Monaten in Kraft, noch ist aber keine einzige Person wegen Rayonverbots oder sonst einer Massnahme in der Datenbank Hoogan erfasst. Einzelne Kantone hätten jedoch bereits solche Massnahmen angeordnet, sagt Guido Balmer, Mediensprecher des Bundesamtes für Polizei. Zurzeit laufen noch Rekursfristen – jeder Fan kann gegen eine verhängte Massnahme rekurrieren. Erst wenn diese rechtskräftig ist, wird die betreffende Person in Hoogan erfasst. Sie wird dann auch darüber informiert, dass sie landesweit als gewalttätige oder gewaltbereite Person registriert ist. Klubs, Stadionbetreiber und Polizei sind froh über das neue Gesetz. «Viele haben die Hoffnung, dass damit alle Gewaltprobleme gelöst werden. Diese Hoffnungen sind übertrieben», sagt Roger Müller von der Liga. Ebenso wichtig wie die Repression sei, dass die Klubs den Kontakt und das Verhältnis zu ihren Fans verbesserten, diese nicht nur als zahlende Kunden sähen, sondern als einen Teil des Fussballklubs. «Da und dort hat sich dies seit dem 13. Mai verbessert, doch es bleibt noch viel zu tun.»
vorwärts gc züri
wurde schon nicht bei der DRS3 Sendung erwähnt. kein Ton vom GC-Fanprojekt. Hiess nur Basel und Luzern...TO BE hat geschrieben:Ich muss sagen, ich find diesen Bericht sehr gut. Vor allem der Teil in dem es um Pyro und die Übertreibung der Medien geht. Sehr differenziert geschrieben.
Nur, dass es bei GC das erste Fanprojekt in der Schweiz gab und dieses mangels Geldes abgeschaft wurde, hätte man auch noch erwähnen können...
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Gemäss Forum der Blackbears scheint es sich beim Fall in Chaux-de-Fonds einmal mehr um absolute Willkür der Neuenburger Polizei gehandelt zu haben. Ein Polizist soll dies sogar bestätigt haben... jaja die presse, minderjährige Hooligans...www.blick.ch hat geschrieben:Hooligans waren wieder unterwegs
17.05.2007 | 18:38:00
ST. GALLEN/LA-CHAUX-DE-FONDS – Nach Ausschreitungen bei Fussballspielen sind gestern Abend in St. Gallen und in La-Chaux-de-Fonds mehrere Hooligans festgenommen worden.
In St. Gallen kam es nach dem Spiel St. Gallen gegen Schaffhausen zu Auseinandersetzungen zwischen zwei je rund 30 Personen zählenden Fangruppen, wie die Stadtpolizei St. Gallen mitteilte. Die Polizei setzte Pfefferspray ein und verhaftete vorübergehend neun Provokateure.
Beim Challenge-League-Match La-Chaux-de-Fonds gegen Wil beschädigten Fans des St. Galler Clubs Stadioneinrichtungen und beschimpften einheimische Fans. Die Polizei verhaftete vorübergehend acht Hooligans, darunter zwei Minderjährige. Sie wurden für zwölf Monate mit einem Stadionverbot belegt. (AP)
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