Für mich ganz klar: Gute Nacht. Für so etwas gebe mich meine Emotionen, mein Herzblut und meine Zeit nicht her. Das hat nichts mehr mit GC zu tun und wird es auch nie haben. Meine Leidenschaft kann man nicht mit dreckigem Geld kaufen.
Ich mache niemandem einen Vorwurf. Anliker und Stüber nicht und auch dem Vorstand des Zentralvereins nicht. Das Stüber und Anliker nicht mehr jedes Jahr x Millionen zahlen wollen um das strukturelle Defizit eines Fussballunternehmens, bei dem keine realistische Perspektive besteht, dass dieses in naher Zukunft auch nur einigermassen selbsttragend werden wird, zu decken und sich für das auch noch beschimpfen zu lassen, kann ich absolut nachvollziehen. Und der Zentralverein stand letztlich vor der Entscheidung, diesem Projekt seinen Segen zu geben oder einen totalen Crash des GC-Fussballs in Kauf zu nehmen - mit einem Neustart, unter der Flagge der Fussballsektion, in der 5.Liga. Das 5.Liga-Szenario wäre für mich die richtige Option gewesen, der einzige Weg. Aber ich verstehe, dass den Herren in dieser Situation der Mut zu dieser Entscheidung gefehlt hat. Es ist sehr einfach, in Festtagsreden und Interviews die Werte des Vereins zu beschwören und unendlich schwierig, sich in Momenten schicksalhafter Entscheidungen, von diesen leiten zu lassen.
Dass der Verkauf in den letzen Wochen und Monaten zur Hängepartie geworden ist, ist wohl mit der zähen Verhandlungsführung des Zentralvereins zu erklären. Und mit der Verankerung der „Grasshopper Football Foundation“ als Minderheitsaktionärin konnte der Zentralverein, auf den ersten Blick, diese Verhandlungen auch erfolgreich gestalten. Leider nur auf den ersten Blick. Die Stiftung hat „in allen Fragen, welche die Identität des Klubs betreffen, ein Mitspracherecht“. Dies bedeutet wohl, dass der Name, die Klubfarben und das Logo nicht ohne Zustimmung der Stiftung geändert werden dürfen. Die Hülle des Grasshopper Club Zürich wird also unangetastet bleiben. Dies dürfte auch im Interesse der Investoren sein, schliesslich haben sie genau diesen Brand gekauft. Für diejenigen GC-Anhänger, für die GC nur aus Trikot, Logo, Name und Heimspielstandort „Zürich“ besteht, eine gute, eine beruhigende Nachricht. Leider gehöre ich nicht zu dieser Sorte Fans. Man kann einem Esel schwarze und weisse Streifen aufmalen, das Ergebnis wird jedoch nur ein schwarz-weiss gestreifter Esel und kein Zebra sein… Die Stiftung gibt somit diesem Konstrukt aus Niederhasli die Legitimation, sich als GC verkleiden zu dürfen. Nennt es „Eigentor“, nennt es „Pyrrhussieg“. Egal.
Ich höre nun förmlich die Leserinnen und Leser dieses Posts schreien, was verdammt noch mal der Unterschied sein solle, wenn die Aktienmehrheit der Fussball AG nun halt bei irgendwelchen chinesischen Investoren liege, statt bei Stüber und Anliker. Nachdem Desaster der letzten Jahre könne es ja nur besser werden. Ich verstehe diesen Einwand gut und diese Frage kann ich nur für mich stimmig beantworten. Nur soviel vorab, die Nationalität der Eigentümer spielt für mich dabei keine Rolle.
Die Ligavorschrift, dass die Profiteams der Vereine in eigenständige Aktiengesellschaft ausgegliedert sein müssen, hat mich schon immer gestört. Trotzdem konnte ich für mich bisher den emotionalen Spagat (fast immer) bewerkstelligen, meine Liebe für den Verein auf diese Aktiengesellschaft zu übertragen. Egal wie unfähig das Führungspersonal war, wichtig für mich war immer, dass GC nur sich selbst dient. Okay, beim Lesen meines letzten Satzes muss ich selber lachen. Natürlich war GC in den letzten Jahren auch eine riesige Bühne für zwielichtige Gestalten, die dort ihre Egomanie und ihren Geltungsdrang ausleben konnten. Damit meine ich explizit nicht Anliker und Stüber. Aber das war nicht entscheidend, entscheidend war vielmehr: Der GC-Fussball ist durch die Fussballsektion im polysportiven Verein Grasshopper Club Zürich beheimatet. Der Spitzenfussball ist, aus reglementarischer Notwendigkeit, in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert. Der einzige Zweck dieser Aktiengesellschaft war den GC-Leistungsfussball zu organisieren und somit die Ziele, Ambitionen und Werte des Vereins im Leistungsfussball umzusetzen. GC war ein unabhängiger Verein und nur sich selbst verpflichtet. Zusammengefasst: GC diente nur sich selbst.
Neu ist diese Aktiengesellschaft die Filiale von Fosun International Limited, der hässlichsten Fratze des modernen Fussballs. Ob diese erbärmliche Hongkong-Scharade nun genügt, das FIFA TPO-Verbot juristisch wasserdicht zu umgehen, spielt für mich dabei keine Rolle. Dieses Konstrukt verstösst gegen den Geist dieser absolut notwendigen Regelung. Es verstösst gegen jeglichen Sportsgeist. Ich erspare mir, hier detailliert auf Fosun einzugehen, es gibt schliesslich genug Literatur und Berichte zu diesem Konzern und seinen Geschäftspraktiken. Ich möchte dazu nur sagen: Ich bin soweit entfernt davon, Fosun als GC-Eigentümer zu akzeptieren, wie es der Nord- vom Südpol ist.
Der wichtigste Grund meiner Ablehnung stellt aber die Tatsache dar, dass neu der Hauptzweck der Aktiengesellschaft nicht mehr ist, die Ziele, Ambitionen und Werte des Vereins im Leistungsfussball umzusetzen, sondern andere sind. Über die genauen Ziele der neuen Eigentümer kann man nur spekulieren, es werden wohl in etwa die folgenden sein (ob das nun das Original-Dokument der Verhandlungen mit Fosun ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle, es geht mir um die Motivation des Investors für sein Engagement).
https://ivastefanretail.com/wp-content/ ... ll-GCZ.pdf
Neue Heimat des GC-Profifussballs ist also ein Konzern mit ähnlicher Struktur und spielfremder Motivation wie „Red Bull“. Mit dem Unterschied, dass“ Red Bull“ der wesentlich seriösere und „sympathischere“ Konzern als Fosun ist. Hurra, GC ist neu der „FC Liefering“ des Fosun-Konzerns. Wenn das kein Grund zur Freude ist!
Den GC-Anhängern, die diese Entwicklung jetzt bejubeln, möchte ich auf den Weg geben: Unterschätzt nicht die Gefahr, dass die Fosun-Verantwortlichen schon sehr bald zum Schluss kommen werden, dass sie einer Bande von Hochstaplern aufgesessen sind und ihre neue Filiale in Niederhasli wieder schliessen.
Ich war leider nicht im Kaufpreis inbegriffen. Die Investoren werden es verschmerzen. Sollte der GC- Fussball in naher Zukunft wieder durch eine Mannschaft im aktiven Spielbetrieb (am liebsten durch die Fussballsektion in der 5.Liga) vertreten sein, wird man mich an diesen Spielen finden. Sonst wars das für mich. Tschau zämme.