Besuch ist Giorgio Contini nicht gewohnt auf seinem Trainingsplatz. Und wenn es dann gleich noch der Geschäftsführer ist, staunt er erst recht. Normalerweise bedeute es ja nichts Gutes für einen Trainer, wenn die Vereinsführung zum Trainingsplatz komme, sagt er und lacht dazu. Dann posiert er mit Shqiprim «Jimmy» Berisha für ein Foto und geht zufrieden zurück an die Arbeit.kobe hat geschrieben: ↑28.01.22 @ 16:54 Wieder Krach bei GC?
«Halb Europa» will Sène – und GC hat keinen Vertrag für ihn
https://www.tagesanzeiger.ch/halb-europ ... 5317378594
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Contini ist der Trainer, den Berisha im vergangenen Sommer unbedingt haben wollte. In den letzten Monaten wurde der Winterthurer zum Gesicht der Grasshoppers, er trägt viel dazu bei, dass es recht ruhig ist um sie. Sportlich stehen sie gut da und liegen nach der Hinrunde auf Platz 6. Letztmals waren sie vor sechs Jahren besser, als der Tessiner Pierluigi Tami Trainer war, der Schwede Kim Källström der Chef auf dem Platz und der Israeli Munas Dabbur der Torjäger.
Berisha ist der Managing Director des Vereins. Seit bald zwei Jahren ist er in diesem Amt, eingesetzt von den chinesischen Eigentümern, die im April 2020 bei den Grasshoppers einstiegen. Zu Beginn gab es Missmut und Skepsis, viele negative Kommentare, heute, so sagt es Berisha, spüre er Rückhalt von allen Seiten, nicht einmal habe er in seinen wöchentlichen Gesprächen mit den Fangruppierungen Bedenken gehört. Auch die Sponsoren und Gönner stünden hinter ihm, ja hinter der ganzen Führung.
Der CEO und der Trainer: Shqiprim Berisha und Giorgio Contini, im Hintergrund trainieren die GC-Spieler.
Der CEO und der Trainer: Shqiprim Berisha und Giorgio Contini, im Hintergrund trainieren die GC-Spieler.
Foto: Urs Jaudas (Tamedia)
«Wir sind auf gutem Kurs», sagt Berisha, «das habe ich zwar immer erzählt, aber es ist wirklich so.» Nachdem er in den ersten Monaten bei GC, abgesehen von ersten grossen Ankündigungen, meist geschwiegen hat, zeigt er sich jetzt als der CEO, der immer ein offenes Ohr hat und stets erreichbar ist. Er will die gute Stimmung nach aussen tragen, er lacht viel und macht Witze, beim Gespräch wirft er dem Fragenden plötzlich einen Football zu. So richtig fassbar ist er in diesen 21 Monaten trotzdem nicht geworden.
«Kaly will nicht gehen – das kommt für ihn nicht infrage»
Und ganz so ruhig, wie es Berisha sagt, ist es auch nicht bei den Grasshoppers. In den letzten Wochen hat ein grosses Versäumnis den Weg in die Medien gefunden: Sportchef Seyi Olofinjana habe bei Kaly Sènes Leihtransfer vom FC Basel vergessen, einen Vertrag für eine definitive Übernahme auszuarbeiten. Möchte GC Sène im Sommer also behalten, könnte der Senegalese hohe Forderungen stellen. Es konnte kaum einer ahnen, dass er so einschlagen würde. Sène wurde als Verzweiflungstransfer abgetan, entpuppte sich aber nicht nur wegen seiner acht Tore in 13 Spielen als eine der Attraktionen der Liga (lesen Sie hier das Porträt über den jungen Stürmer).
Berisha weicht aus, er mag weder dementieren noch bestätigen, was an sich schon Antwort genug ist. Er sagt aber trotz seiner sanften Stimme schon eher eindringlich: «Kaly will nicht gehen. Das kommt für ihn nicht infrage.» Obwohl, das behauptet der Geschäftsführer, halb Europa hinter ihm her sei, «ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass Topclubs ihn schon jetzt kaufen wollen». Alles gut also? Der Fehler des Sportchefs nur eine Lappalie?
Von Personen aus dem unmittelbaren GC-Umfeld ist zu hören, dass sich CEO und Sportchef nicht viel zu sagen haben, dass Berisha Olofinjana gar loswerden wolle. Berisha will sein Handy holen, um das Gegenteil zu beweisen, er stehe täglich mit Olofinjana in Kontakt, sagt er. Er sagt aber auch: «Er ist Sportchef, und ich erhoffe mir gute Spieler.» Olofinjana ist unter Druck. Der Nigerianer kam von den Wolverhampton Wanderers, dem Partnerverein der Grasshoppers, er ist erstmals in dieser Position, wenig erfahren und in der Schweiz kaum vernetzt.
Kawabe? Ein «Riesendeal»
Momentan läuft die vierte Transferphase, seit die Grasshoppers in chinesischem Besitz sind. In den drei bisherigen Fenstern kamen 30 Spieler auf den Campus, einige geliehen, andere fest verpflichtet, die Hälfte von ihnen ist bereits wieder weg. In der gleichen Zeit debütierten vier GC-Junioren. Von der gesamten Spielzeit in dieser Saison gehen 1,8 Prozent auf das Konto von Florian Hoxha und Dion Kacuri, den einzigen eingesetzten Nachwuchskräften.
Auch in diesem Winter sind schon Spieler gekommen, nach dem Chinesen Li Lei, dem Japaner Ayumu Seko und dem Franzosen Lévi Ntumba am Donnerstag auch der Portugiese Tomás Ribeiro. Er ist ein 22-jähriger Innenverteidiger, der bei Belenenses, dem ehemaligen Verein von GC-Goalie André Moreira, Stammspieler war. Dazu kommt wohl auch noch ein 19-jähriger Südkoreaner namens Sang-bin Jung, ein Rechtsaussen. Und vielleicht hat der Partnerverein Wolverhampton noch jemanden, «ich hoffe es», sagt Berisha, jeder aus der Premier League könne ihnen helfen.
Wolverhampton hat Anfang Jahr Leihspieler Toti Gomes zurückgeholt, der Portugiese hat schon zweimal gespielt und dürfte kaum nach Zürich zurückkehren. Zudem kauften die Wolves mit Hayao Kawabe einen der besten GC-Spieler der Hinrunde, immerhin wurde er gleich wieder ausgeliehen, womöglich bleibt er bis im Sommer 2023. «Das ist doch super», findet Berisha, GC habe das x-Fache vom bezahlten Preis eingenommen und damit einen «Riesendeal» gemacht. «Und stellen Sie sich vor, der wäre zum Beispiel zu Racing Strasbourg. Hätte Strasbourg ihn uns noch einmal ausgeliehen? Keine Chance.»
Eine gute halbe Saison, und schon schlagen die Wolverhampton Wanderers zu: Hayao Kawabe wird die Rückrunde aber bei GC verbringen.
Eine gute halbe Saison, und schon schlagen die Wolverhampton Wanderers zu: Hayao Kawabe wird die Rückrunde aber bei GC verbringen.
Foto: Urs Jaudas (Tamedia)
Die Partnerschaft mit den Wanderers wird den Kurs der Grasshoppers in den nächsten Jahren weiter bestimmen. Der Plan ist, dass GC in den nächsten fünf Jahren an der Spitze der Super League steht, so hat es Präsident Sky Sun in mehreren Interviews erklärt, in zehn Jahren soll der Verein auch international eine Rolle spielen. «Das ist eine sehr lange Zeitspanne», sagt Berisha, «wir werden alles dafür machen, dass es auch schneller geht.» Er will sich gar nicht erst fünf Jahre Zeit lassen.
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