Swissrooney hat geschrieben: ↑30.10.19 @ 12:09 Kann jemand mit Abo bitte den Text reinkopieren? Danke
Bei Absteiger GC läuft die Suche nach Investoren auf Hochtouren; die Finanzierung des Profifussballs ist nur bis zum Saisonende gesichert.
Zürich wächst, Zürich boomt. 2018 wurden so viele neue Wohnungen erstellt wie seit sechzig Jahren nicht. Nur im Hardturm brummen noch keine Baumaschinen, das neue Stadion lässt auf sich warten. Gleichwohl ist auch GC mit voller Kanne in den Bauboom involviert. «Wir haben drei aufwendige Baustellen», bestätigt András Gurovits lachend. Es ist eine symbolhafte Aussage dafür, wie hart sein Klub ums Überleben kämpft und warum in den Büros in Niederhasli die Lichter nachts erst spät erlöschen. Die GC-Baustellen erfordern von den Malochern Gurovits, Fredy Bickel und Uli Forte viel Präsenz. Der Erste ist der Präsident, der Zweite der Geschäftsführer und der Dritte der Trainer.
Baustelle 1: Es läuft zufriedenstellend
Wenn Gurovits aus einem der Büros im Campus auf den Trainingsplatz hinunterblickt, ist er zufrieden mit dem, was er sieht. Er weiss, auf Baustelle 1 läuft es ordentlich. Bauführer Forte, sein Mann unten auf dem Rasen, hat die Sache im Griff. Nach dem Abstieg in die Challenge League, dem ersten Fall in die Zweitklassigkeit seit 70 Jahren, haben 22 Spieler den Klub verlassen und 16 sind neu gekommen, davon zwei aus dem eigenen Nachwuchs.
Bei GC ist man realistisch genug, um zu erkennen, dass es nach diesem monströsen Umbruch ein Wunder wäre, mit dem finanziell potenten und sportlich eingespielten FC Lausanne-Sport im Rennen um den direkten Aufstiegsplatz in die Super League mitzuhalten. Deshalb wurde dieses Ziel auch bewusst nicht ausgerufen. Obwohl die Zürcher mit ihrem Budget von 13,6 Millionen Franken einen Grossteil der Liga abdecken könnten und es ein wenig grotesk wirkt, dass nach einem Drittel der Saison der mit einem fünfmal kleineren Budget ausgestattete FC Wil ein Punkt vor GC auf Rang 2 liegt und den Barrageplatz belegt.
Doch der Trainer ist unter dem Strich mit dem bisherigen Saisonverlauf nicht unzufrieden: «Er ist okay. Ich gehe schon davon aus, dass der zweite Rang für uns drin liegt.» Forte weiss, wie ein Aufstieg funktioniert. Er hat das mit dem FC St. Gallen und dem FC Zürich geschafft. Der 45-Jährige ist überzeugt, dass mit dem neu verpflichteten Aufbauer Oliver Buff noch etwas mehr Qualität in die Mannschaft kommt, lobt Vero Salatic für dessen Sozialkompetenz und erzählt die Geschichte, wie der Captain junge afrikanische Teamkollegen ins Auto gepackt und mit ihnen warme Winterschuhe gekauft habe. «Aus eigenem Antrieb und bezahlt aus dem eigenen Portemonnaie», betont Forte.
Jetzt freut sich der Trainer auf den Cup-Achtelfinal von heute Abend gegen den FC Luzern. Auch Bickel ist gespannt auf den Vergleich mit dem Gast aus der Super League. Seit dem 1. Oktober ist der 54-Jährige zurück bei den Hoppers, für die er zwischen 1992 und 1999 schon einmal gearbeitet hat. «Alles hat sich verändert», sagt Bickel. Er hat nur noch den Platzwart als alten Bekannten angetroffen. Nun ist er dabei, neue Strukturen aufzubauen, nachdem in diesem Jahr schon 100 Mitarbeiter den Verein verlassen haben. Eine Mammutaufgabe. «Ein Aufstieg würde uns vieles erleichtern», sagt Bickel.
Baustelle 2: Eine Lösung ist noch nicht gefunden
Die zweite von Gurovits angesprochenen Baustellen ist der Verwaltungsrat, dessen einziges Mitglied er noch immer ist. «Das ist kein Zustand», sagt der Anwalt, der sein Pensum als Partner einer Kanzlei im Zentrum der Stadt massiv zurückgefahren hat und dafür von den GC-Besitzern Stephan Anliker und Peter Stüber entschädigt wird. Gurovits hatte gehofft, bis zur Generalversammlung am
Es hat mehr Fleisch am Knochen, als ich erwartet habe.
2. Oktober Zuwachs für den Verwaltungsrat zu bekommen – vergeblich. «Die Bereitschaft, bei GC in einer schwierigen Lage Verantwortung zu übernehmen, ist nicht gross», sagt Gurovits. «Baustelle 2 ist noch nicht geschlossen.»
Baustelle 3: Finanzierung der Zukunft offen
Bleibt Baustelle 3, die Finanzierung. Auch diese bereitet Sorgen. Zwar ist das Defizit von 6,5 Millionen Franken dank der Garantie der Klubinhaber bis zum Ende dieser Saison gedeckt, aber nicht für die nächste. Zumal immer wieder zu hören ist, Anliker und Stüber wollten aussteigen. Gurovits skizziert verschiedene Szenarien. Es würden Gespräche darüber laufen, ob das Aktionariat erweitert werden könne oder abgelöst werde. Ob eine Zürcher Lösung, wie mit den Owners vor ein paar Jahren, möglich sei. «Derzeit bin ich mit fünf Parteien im Austausch», sagt Gurovits, «darunter auch solchen aus dem Ausland.» Woher, will er nicht kommentieren. Er kennt die Beispiele ausländischer Investoren, die Schweizer Vereine ins Elend gestossen haben. «Für uns kommt nur etwas Nachhaltiges in Frage», sagt Gurovits und bestätigt, dass in den bisherigen Gesprächen mehr Fleisch am Knochen gewesen sei, als er erwartet hatte. Bis Ende Jahr will er Klarheit haben.
GC ist noch lange nicht über dem Berg. Im Frühjahr hing sein Schicksal an einem dünnen Faden. Die Einladungen für eine Sanierungs-GV mit der Möglichkeit einer anschliessenden Liquidation und der Rückkehr in den Amateurfussball waren vorbereitet. «GC stand auf der Kippe – und das ist eigentlich noch immer so», sagt Gurovits. «Die Situation ist nur insofern eine andere, als wir das Nahtoderlebnis schon gehabt haben und alles daran setzen, dass es sich nicht wiederholt.» Ein Ende des Profifussballs wäre auch für
Gurovits eine Tragödie: «Es geht ans Lebendige. Ich bin von Kindsbeinen an GC-Fan.»