Amir Interview bei 20min
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Amir Abrashi (32), Platz 4, 12 Punkte, deutlich vor dem Stadtkonkurrenten FCZ. Glücklich über den Saisonstart von GC?
Es ist ein guter Start, aber die Saison dauert noch lange. Natürlich wollen wir so weit oben wie möglich sein – und noch schöner wäre es vor dem FCZ.
Sie haben als giftiger Kämpfer noch keine Karte geholt in der Saison. Muss man sich Sorgen machen?
(lacht) Ich versuche mein Image bei den Schiris etwas zu verbessern und ab und zu auch weniger emotional zu sein. Irgendwann kommt schon die erste Karte, sonst denken alle: «Was ist denn mit Amir los?»
Wie steht es aktuell um die Hoppers?
Ich hatte schon vor der Saison ein sehr gutes Gefühl. In einem schwierigen Frühling ist das Team näher zusammengerückt. Die Spieler aus Asien konnten sich mittlerweile akklimatisieren. Der Teamspirit ist wirklich sehr gut, zudem haben wir nicht viel zu verlieren – damit ist viel möglich in der Saison.
Was halten Sie von dem China-Konstrukt bei GC? Unterhält man sich im Team darüber?
Ganz ehrlich? Bei uns ist das gar kein Thema. Es ist doch eher ein Vorteil, wenn Spieler wie Kawabe oder Toti Gomes den Schritt in die Premier League zu Wolverhampton machen können via GC.
Haben Sie direkten Kontakt zu Präsident Sky Sun?
Ich schreibe und unterhalte mich mit ihm ab und zu. Er ist bei den Trainings ja auch dabei, und die Türe ist immer offen, falls ich ein Anliegen habe.
Sie haben mit Bernt Haas seit dieser Saison auch einen neuen Sportchef.
Ja, er ist wirklich top, und es macht Spass, sich mit ihm auszutauschen. Bernt hat auch dazu beigetragen, dass jetzt wieder Ruhe herrscht.
Ein schönes Lob für den Sportchef. Sind Sie also schon in Verhandlungen für eine Vertragsverlängerung, ihr Vertrag läuft 2023 aus?
(lacht) Nein, es ist ja noch früh. GC hat zudem eine Option für eine Verlängerung. Ich fühle mich sehr wohl und mache mir sowieso keine Sorgen, so oder so über den kommenden Sommer hinaus Fussball zu spielen.
Sonst wäre vielleicht ein Wechsel fällig. Es war auch wieder ein verrückter Transfersommer. Verfolgen Sie das auch?
Natürlich. Ich freue mich auch sehr, dass wir einen früheren Weltstar wie Mario Balotelli bei Sion jetzt in der Liga haben. Er hat definitiv Qualitäten auf dem Platz – aber auch daneben (lacht).
Was sagen Sie zu den Hunderten von Millionen Franken, die für Spieler ausgegeben werden?
Es ist schon verrückt, wie einzelne Clubs mit Geld um sich werfen. Aber so entwickelt sich halt das Business. Wir Spieler können da nicht viel Einfluss nehmen.
Was ist eigentlich Ihr aktueller Marktwert?
Wenn man älter wird, schaut man da nicht mehr so drauf (lacht). Ich war mal bei 2,5 bis 3 Millionen Franken. Jetzt ist es vielleicht noch eine.
Ein heisses Thema in Zürich ist aktuell der völlig kaputte Rasen im Letzigrund. Ihre Meinung dazu?
Der Rasen ist in einem wirklich schlechten Zustand. Der Letzigrund ist einfach kein richtiges Fussballstadion. Es ist extrem schade für die Stadt Zürich, wo man gleich zwei starke Clubs hat. Viele andere Städte schaffen es, wir offenbar nicht.
Zwei starke Clubs, aber auch eine grosse Rivalität.
Ja, bei diesem Faktor ist Zürich definitiv eine Fussballstadt. Klar, werde ich in der Stadt auch mal angepöbelt von FCZ-Fans. Aber da muss man cool bleiben – es ist doch auch schön, wenn Fans leidenschaftlich sind, solange es gewaltfrei bleibt.
Was wäre noch ein Ziel, das Sie mit GC unbedingt erreichen möchten?
Einen Titel holen, das wäre schon sehr cool. Das ist im Cup natürlich deutlich einfacher als in der Meisterschaft.
Und welche Ziele wollen Sie noch mit der albanischen Nationalmannschaft erreichen?
Nochmals eine Europameisterschaft zu spielen, wäre grossartig. Bei der ersten Quali für Frankreich 2016 wurden wir in der Heimat wie Helden gefeiert.
Erzählen Sie.
Die Emotionen, die wir im Land erlebt haben nach der historischen Qualifikation, waren einfach unglaublich. Dieses Gefühl werde ich nie vergessen. Man muss es miterlebt haben, um es zu verstehen.
Sie waren in den U-Nati-Teams mit der aktuellen goldenen Generation der Schweiz zusammen. Jemals den Wechsel zu Albanien bereut?
Auf meiner Position spielten internationale Stammspieler wie Behrami oder Dzemaili, jetzt sind es Freuler, Xhaka oder Zakaria. Ich glaube, meine Entscheidung für Albanien war rückblickend die beste meiner Karriere. Dazu stehe ich voll.
Scouten Sie in der Schweiz auch nach talentierten Doppelbürgern für Albanien?
Einen habe ich schon abgeworben. Aber die Schweiz hat ja so viele Talente. Da können sie auch den einen oder anderen abgeben an uns. Ihr könnt die gar nicht alle brauchen.
Als was fühlen Sie sich? Schweizer? Albaner? Beides?
Disziplin von einem Schweizer, Mentalität wie ein Albaner (lacht). Ich liebe die Schweiz, habe diesem Land und dem Fussball hier so viel zu verdanken. Ich würde sagen, ich bin 60 Prozent Albaner, 40 Prozent Schweizer.