Europa den Europäern

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Godfather
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#1 Beitrag von Godfather »

Europa den Europäern

Champions League ab 2008: Acht Spieler sollen im Land des jeweiligen Vereins ausgebildet worden sein


Rund zehn Jahre nach dem Bosman-Urteil scheint die Europäische Fußball-Union (UEFA) Mittel und Wege zur Milderung der Folgen des Luxemburger Richterspruchs gefunden zu haben. Das Zauberwort des womöglich bahnbrechenden Beschlusses der UEFA-Exekutive heißt "Ausbildung".

Nachdem inzwischen in den wesentlichen Dokumenten der Europäischen Union (EU) die "Besonderheit des Sports" anerkannt ist, pocht gerade der Profi-Fußball darauf, nicht nur ein Wirtschaftsunternehmen zu sein, sondern auch eine soziale und erzieherische Funktion zu haben. Die ausdrückliche Betonung dieses hehren Ansatzes könnte zur Überwindung der Schwierigkeiten, die das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) für den Sport in Europa bedeutete, beitragen.

Laut UEFA-Exekutive benennt jeder Teilnehmer an einem Europapokal wie bisher vor Wettbewerbs-Beginn einen Kader von 25 Spielern. Neu ist, daß zwei dieser Spieler ab der Saison 2006/07 bei der Anmeldung der Liste im Alter zwischen 15 und 21 Jahren mindestens drei Jahre bei dem entsprechenden Verein unter Vertrag gewesen sind, zwei weitere im Bereich des jeweiligen nationalen Verbandes.

Die entsprechende Quote wird über 2007 (je drei) bis 2008 auf je vier Spieler gesteigert, so daß dann mindestens acht von 25 Spielern im eigenen Verein oder im eigenen Land ausgebildet worden sein müssen.

Das können natürlich auch Ausländer sein, weshalb das Bosman-Urteil und seine Umsetzung in Deutschland ("Jeder EU-Ausländer ist wie ein Inländer") elegant ausgehebelt würden.

Der Beschluß der UEFA-Exekutive muß noch vom Kongreß, der Mitte April in der estländischen Hauptstadt Tallin abgehalten wird, förmlich beschlossen werden. Noch regt sich in England und Italien Widerstand, aber der dürfte zu keiner nennenswerten Opposition führen. "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung", meint Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder vom Deutschen Fußball-Bund (DFB).

Die drei noch in der Champions League verbleibenden Bundesliga-Klubs würden die Bedingungen heute schon erfüllen. Werder Bremen würde zum Beispiel mit Christian Schulz und Tim Borowski die Quote derjenigen realisieren, die zwischen 15 und 21 Jahren drei Jahre lang im Verein ausgebildet wurden.

Von den verbliebenen 16 Teilnehmern am Achtelfinale der Champions League schösse Werder-Gegner Olympique Lyon den Vogel ab, die 14 ihrer 25 Spieler im eigenen Verein ausgebildet haben. Chelsea-Großeinkäufer Roman Abramowitsch hingegen müßte froh sein, daß seine Vorgänger einst den Deutschen Robert Huth gekauft haben: Der wäre neben Pidegeley der zweite Chelsea-Spieler, der die neuen Bedingungen erfüllt.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat zwar im Moment andere Sorgen, als sich um solche Grundsatzfragen zu kümmern. (Schiedsrichter-Skandal, Aufstockung, Fernsehrechte). Die UEFA jedoch wünscht, daß ab 2008 ihr Reglement auch in den nationalen Ligen gilt. Derzeit müssen im Kader eines Bundesligisten zwölf deutsche Spieler gemeldet sein; pro Spiel dürfen fünf nicht EU-Ausländer gleichzeitig eingesetzt werden (DFB-Pokal: drei).

Quelle: Berliner Morgenpost

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