Presse Thread
22. September 2007, Neue Zürcher Zeitung
«Die Mannschaft ist nicht sehr gut zusammengesetzt»
GC-Vizepräsident Vogel über sein Naturell, kalte Zürcher und wie er die Aufbauphase überstehen will
Erich Vogel, vermissen Sie manchmal das Leben als Fernsehexperte, der den anderen von aussen hat sagen können, wie ein Fussballklub erfolgreich geführt werden muss?
Erich Vogel: Nein, überhaupt nicht.
Wie würde Erich Vogel als TV-Experte den Zustand der Grasshoppers kommentieren?
Er würde sagen, GC befinde sich in einer sehr schwierigen Phase.
Wir glauben, er wäre polemischer.
Wenn man einen Klub von aussen betrachtet, entgehen einem immer einige Interna. Das war mir in meiner Fernseh-Arbeit stets bewusst. Also lassen wir den TV-Experten beiseite.
Trainer beginnen sich zu hinterfragen
GC hat nur eines der letzten sieben Meisterschaftsspiele gewonnen. Die Bilanz ist ernüchternd.
Das Auftreten und der Mannschaftsgeist sind akzeptabel, die Punktzahl ist es natürlich überhaupt nicht. Sie entspricht aber nicht der Leistung, die wir geboten haben. Die Spieler sind verunsichert, und die Trainer beginnen sich zu hinterfragen. Das ist in diesen Situationen normal. Auch ich bin kein Träumer. Ich schaue immer zuerst nach unten. Das ist mein Naturell.
Als Verwaltungsrat können Sie beeinflussen, dass es in der Führungsetage ruhig bleibt.
Ja, dort macht sich keine Verunsicherung bemerkbar. Der Verwaltungsrat verhält sich ruhig, und das wird auch so bleiben, selbst wenn es noch weiter abwärts gehen sollte. In dieser Hinsicht haben wir überhaupt kein Problem. Wir sind in einem typischen Übergangsjahr, das wissen alle.
Sie spüren weiterhin das uneingeschränkte Vertrauen in den eingeschlagenen Kurs?
Ja, absolut. Trainer Hanspeter Latour und ich sind in einer besonderen Situation. Wir können eine Aufbauphase aushalten, weil wir in unserem Leben schon etwas bewiesen haben. Latour geniesst bei der Presse viel Goodwill, und auch ich habe schon gezeigt, dass ich weiss, wie man eine Mannschaft zusammenstellt. Eine andere Crew hätte sofort Resultate gebraucht, um nicht unterzugehen. Mich muss man nach zwei Jahren beurteilen; dann wird man sehen, ob wir es richtig gemacht haben oder nicht.
Sie sind bereits zu Beginn Ihrer Rückkehr zum GC stark angefeindet worden. Ist die Kritik an Ihrer Person jetzt noch lauter geworden?
Ich spüre das nicht. Wenn man bei GC schon zweimal entlassen worden ist, macht man es beim dritten Mal so, dass man nicht mehr freigestellt werden kann: Heute bin ich als Vizepräsident im Verwaltungsrat; man kann mich abwählen, aber nicht mehr entlassen.
Zufrieden sein können Sie mit der Gegenwart nicht. Welche Kritik erheben Sie?
Ich muss die Kritik an mich selber richten. Die Mannschaft ist nicht sehr gut zusammengesetzt.
Sie haben Sie selber so zusammengestellt.
Wir setzten vor allem auf drei Spieler: Cabanas, Smiljanic und Coltorti. Persönlichkeit war das Wichtigste. Dafür haben wir in Kauf genommen, dass im Detail nicht alles stimmt. Ich musste mit Cabanas einen zentralen Mittelfeldspieler holen, obwohl ich wusste, dass mit Renggli, Salatic und Rinaldo schon drei da sind. Doch keiner verfügte über die gewünschte Führungsqualität.
Cabanas hat vor seiner Verletzung nicht überzeugen können.
Cabanas kam schon angeschlagen nach Zürich. Wir haben versucht, ihn langsam aufzubauen. Es ist doch so: Wenn Cabanas in der Vergangenheit gut gespielt hat, war GC immer vorne dabei, anderenfalls hatte GC Schwierigkeiten. Wenn Cabanas die Jungen in den letzten Spielen hätte führen können, dann wäre die Rechnung einigermassen aufgegangen.
Haben Sie nicht zu sehr auf Cabanas, Smiljanic und Coltorti gesetzt? Am Sonntag im Derby gegen den FCZ spielt keiner von ihnen.
Ich muss mich sicher auch selber hinterfragen. Smiljanic ist gesperrt, aber er hat mich bisher überzeugt. Cabanas wird zurückkehren und seine Rolle spielen. Mit Coltortis Abgang habe ich nicht gerechnet; er war bereit, den Vertrag zu verlängern. Ob er wirklich schon reif ist für das Ausland, muss er jetzt beweisen. Wir haben Transfers getätigt, die für fünf Jahre wasserdicht sind.
Sie würden heute nichts anders machen?
Vielleicht hätten wir noch einmal Geld locker machen müssen für die rechte Seite, das habe ich eventuell unterschätzt. Natürlich hätte ich mehr rausholen können, wenn ich Druck gemacht und nach mehr Geld gebettelt hätte. Die Mannschaft wäre vielleicht stabiler. Aber ob wir auf diese Weise etwas gewonnen hätten? Wer den schnellen Erfolg sucht, neigt dazu, einige Stufen überspringen zu wollen. Das kostet im Endeffekt nur Geld. Heute weiss ich genau, wo Handlungsbedarf besteht. Ich sehe die Zukunft klar vor mir.
Wie sieht sie zum Beispiel im Juniorenbereich aus?
Die Nachwuchsabteilung hat von mir klar den Auftrag, jedes Jahr vier Junge in die erste Mannschaft zu bringen. Nicht als Stammspieler, aber mindestens einer muss sich durchsetzen. Das sind hohe Anforderungen, doch ich lasse nicht locker.
Es ist eine Ihrer Hauptaufgaben, Geld zu beschaffen. Wie weit sind Sie fortgeschritten?
Früher habe ich mich geweigert, mich um die Finanzen zu kümmern. Heute ist das anders. Die Hälfte der Zeit, die mir jetzt zur Verfügung steht, verwende ich für die Geldsuche. Die Herausforderung besteht darin, mit aussergewöhnlichen Mitteln Finanzen bereitzustellen, um mit den Spitzenreitern in der Super League mitzuhalten.
Sie wollen in die Dimension des FC Basel mit rund 30 Millionen Franken vorstossen?
In eine ähnliche. Wir brauchen nicht so viel Geld, um die Resultate von Basel zu erreichen.
Das Projekt Blue Label
Wie soll das konkret funktionieren?
Es gibt Ideen, über die ich jetzt noch nicht sprechen darf. Bereits Realität ist die Sponsorenvereinigung Blue Label. Innerhalb von drei Monaten haben wir 40 Personen gefunden, die je 50 000 Franken zahlen. Das Ziel ist, 50 Gönner zu gewinnen. Das ist eine sensationelle Leistung. Am meisten hat in dieser Hinsicht Verwaltungsrat Heinz Spross beigetragen. So gelingt es uns, das strukturelle Defizit von rund 4 Millionen Franken um 2,5 Millionen zu reduzieren.
Was antworten Sie den Zuschauern, die von den Leistungen von GC bis anhin enttäuscht sind?
Ich habe das Gefühl, dass die Enttäuschung bei den Fans gar nicht so gross ist. In Zürich ist das Publikum recht gut entwickelt. Es spürt, ob eine Mannschaft ans Limit geht, und pfeift nicht sofort, wenn die Resultate nicht stimmen. Handkehrum ist der Zürcher nicht euphorisch. Wir waren schon immer nüchtern, kalt, abweisend, ein bisschen arrogant. So sind die Zürcher. Und so bin ich. Man kann sich nicht verleugnen.
«Die Mannschaft ist nicht sehr gut zusammengesetzt»
GC-Vizepräsident Vogel über sein Naturell, kalte Zürcher und wie er die Aufbauphase überstehen will
Erich Vogel, vermissen Sie manchmal das Leben als Fernsehexperte, der den anderen von aussen hat sagen können, wie ein Fussballklub erfolgreich geführt werden muss?
Erich Vogel: Nein, überhaupt nicht.
Wie würde Erich Vogel als TV-Experte den Zustand der Grasshoppers kommentieren?
Er würde sagen, GC befinde sich in einer sehr schwierigen Phase.
Wir glauben, er wäre polemischer.
Wenn man einen Klub von aussen betrachtet, entgehen einem immer einige Interna. Das war mir in meiner Fernseh-Arbeit stets bewusst. Also lassen wir den TV-Experten beiseite.
Trainer beginnen sich zu hinterfragen
GC hat nur eines der letzten sieben Meisterschaftsspiele gewonnen. Die Bilanz ist ernüchternd.
Das Auftreten und der Mannschaftsgeist sind akzeptabel, die Punktzahl ist es natürlich überhaupt nicht. Sie entspricht aber nicht der Leistung, die wir geboten haben. Die Spieler sind verunsichert, und die Trainer beginnen sich zu hinterfragen. Das ist in diesen Situationen normal. Auch ich bin kein Träumer. Ich schaue immer zuerst nach unten. Das ist mein Naturell.
Als Verwaltungsrat können Sie beeinflussen, dass es in der Führungsetage ruhig bleibt.
Ja, dort macht sich keine Verunsicherung bemerkbar. Der Verwaltungsrat verhält sich ruhig, und das wird auch so bleiben, selbst wenn es noch weiter abwärts gehen sollte. In dieser Hinsicht haben wir überhaupt kein Problem. Wir sind in einem typischen Übergangsjahr, das wissen alle.
Sie spüren weiterhin das uneingeschränkte Vertrauen in den eingeschlagenen Kurs?
Ja, absolut. Trainer Hanspeter Latour und ich sind in einer besonderen Situation. Wir können eine Aufbauphase aushalten, weil wir in unserem Leben schon etwas bewiesen haben. Latour geniesst bei der Presse viel Goodwill, und auch ich habe schon gezeigt, dass ich weiss, wie man eine Mannschaft zusammenstellt. Eine andere Crew hätte sofort Resultate gebraucht, um nicht unterzugehen. Mich muss man nach zwei Jahren beurteilen; dann wird man sehen, ob wir es richtig gemacht haben oder nicht.
Sie sind bereits zu Beginn Ihrer Rückkehr zum GC stark angefeindet worden. Ist die Kritik an Ihrer Person jetzt noch lauter geworden?
Ich spüre das nicht. Wenn man bei GC schon zweimal entlassen worden ist, macht man es beim dritten Mal so, dass man nicht mehr freigestellt werden kann: Heute bin ich als Vizepräsident im Verwaltungsrat; man kann mich abwählen, aber nicht mehr entlassen.
Zufrieden sein können Sie mit der Gegenwart nicht. Welche Kritik erheben Sie?
Ich muss die Kritik an mich selber richten. Die Mannschaft ist nicht sehr gut zusammengesetzt.
Sie haben Sie selber so zusammengestellt.
Wir setzten vor allem auf drei Spieler: Cabanas, Smiljanic und Coltorti. Persönlichkeit war das Wichtigste. Dafür haben wir in Kauf genommen, dass im Detail nicht alles stimmt. Ich musste mit Cabanas einen zentralen Mittelfeldspieler holen, obwohl ich wusste, dass mit Renggli, Salatic und Rinaldo schon drei da sind. Doch keiner verfügte über die gewünschte Führungsqualität.
Cabanas hat vor seiner Verletzung nicht überzeugen können.
Cabanas kam schon angeschlagen nach Zürich. Wir haben versucht, ihn langsam aufzubauen. Es ist doch so: Wenn Cabanas in der Vergangenheit gut gespielt hat, war GC immer vorne dabei, anderenfalls hatte GC Schwierigkeiten. Wenn Cabanas die Jungen in den letzten Spielen hätte führen können, dann wäre die Rechnung einigermassen aufgegangen.
Haben Sie nicht zu sehr auf Cabanas, Smiljanic und Coltorti gesetzt? Am Sonntag im Derby gegen den FCZ spielt keiner von ihnen.
Ich muss mich sicher auch selber hinterfragen. Smiljanic ist gesperrt, aber er hat mich bisher überzeugt. Cabanas wird zurückkehren und seine Rolle spielen. Mit Coltortis Abgang habe ich nicht gerechnet; er war bereit, den Vertrag zu verlängern. Ob er wirklich schon reif ist für das Ausland, muss er jetzt beweisen. Wir haben Transfers getätigt, die für fünf Jahre wasserdicht sind.
Sie würden heute nichts anders machen?
Vielleicht hätten wir noch einmal Geld locker machen müssen für die rechte Seite, das habe ich eventuell unterschätzt. Natürlich hätte ich mehr rausholen können, wenn ich Druck gemacht und nach mehr Geld gebettelt hätte. Die Mannschaft wäre vielleicht stabiler. Aber ob wir auf diese Weise etwas gewonnen hätten? Wer den schnellen Erfolg sucht, neigt dazu, einige Stufen überspringen zu wollen. Das kostet im Endeffekt nur Geld. Heute weiss ich genau, wo Handlungsbedarf besteht. Ich sehe die Zukunft klar vor mir.
Wie sieht sie zum Beispiel im Juniorenbereich aus?
Die Nachwuchsabteilung hat von mir klar den Auftrag, jedes Jahr vier Junge in die erste Mannschaft zu bringen. Nicht als Stammspieler, aber mindestens einer muss sich durchsetzen. Das sind hohe Anforderungen, doch ich lasse nicht locker.
Es ist eine Ihrer Hauptaufgaben, Geld zu beschaffen. Wie weit sind Sie fortgeschritten?
Früher habe ich mich geweigert, mich um die Finanzen zu kümmern. Heute ist das anders. Die Hälfte der Zeit, die mir jetzt zur Verfügung steht, verwende ich für die Geldsuche. Die Herausforderung besteht darin, mit aussergewöhnlichen Mitteln Finanzen bereitzustellen, um mit den Spitzenreitern in der Super League mitzuhalten.
Sie wollen in die Dimension des FC Basel mit rund 30 Millionen Franken vorstossen?
In eine ähnliche. Wir brauchen nicht so viel Geld, um die Resultate von Basel zu erreichen.
Das Projekt Blue Label
Wie soll das konkret funktionieren?
Es gibt Ideen, über die ich jetzt noch nicht sprechen darf. Bereits Realität ist die Sponsorenvereinigung Blue Label. Innerhalb von drei Monaten haben wir 40 Personen gefunden, die je 50 000 Franken zahlen. Das Ziel ist, 50 Gönner zu gewinnen. Das ist eine sensationelle Leistung. Am meisten hat in dieser Hinsicht Verwaltungsrat Heinz Spross beigetragen. So gelingt es uns, das strukturelle Defizit von rund 4 Millionen Franken um 2,5 Millionen zu reduzieren.
Was antworten Sie den Zuschauern, die von den Leistungen von GC bis anhin enttäuscht sind?
Ich habe das Gefühl, dass die Enttäuschung bei den Fans gar nicht so gross ist. In Zürich ist das Publikum recht gut entwickelt. Es spürt, ob eine Mannschaft ans Limit geht, und pfeift nicht sofort, wenn die Resultate nicht stimmen. Handkehrum ist der Zürcher nicht euphorisch. Wir waren schon immer nüchtern, kalt, abweisend, ein bisschen arrogant. So sind die Zürcher. Und so bin ich. Man kann sich nicht verleugnen.
- Onkel Dagobert
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Beim TA scheint mit Dario Venutti wenigstens ein halbwegs vernünftiger Journalist zu arbeiten.Der Artikel Heute über die S******e ist relativ objektiv und unaufgeregt geschrieben.
Der Mann hat vor ein paar Monaten auch einen recht guten Artikel über ein HF Mitglied geschrieben.
Der Mann hat vor ein paar Monaten auch einen recht guten Artikel über ein HF Mitglied geschrieben.
Die endgültige Teilung Zürichs - das ist unser Auftrag!
Ja, ärgern kann man sich im TA von heute tatsächlich vor allem über den Teaser auf der Titelseite - der Beitrag an sich ist dann (abgesehen von der Nutzung übertriebener Zuschauerzahlen, aber das am Rande) an und für sich OK. Immerhin ist ja darunter der Fairness halber ein Interview mit Blaser
Wieso auf Seite 1 die Seiten 43/44 angeteasert werden, ist hingegen wieder toller Journalismus, abgesehen vom Thema "Derby" haben die ja grad gar nichts mit Fankultur zu tun
Edith meinte noch, dass die NZZ heute halt trotzdem wieder interessanter zu lesen war in Sachen Fussball.

Wieso auf Seite 1 die Seiten 43/44 angeteasert werden, ist hingegen wieder toller Journalismus, abgesehen vom Thema "Derby" haben die ja grad gar nichts mit Fankultur zu tun

Edith meinte noch, dass die NZZ heute halt trotzdem wieder interessanter zu lesen war in Sachen Fussball.
aka Fortis fortuna adiuvat
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Verhaftung nach "Heil Pizza" und "Heil Pasta"?!ZH_Lifestyle hat geschrieben:Habt ihr auch die zwei kleinen Artikel über die besoffenen FCZ Fans gelesen, welche sich rassistisch Äusserten in Empoli? Könnte mir vorstellen wenn sowas bei uns passieren würde, wär die Hölle los....

In guten wie in schlechten Zeiten - Die Farben der Kurve als Sinnbild für Treue und Stolz
Alex Miamorsch hat geschrieben:User pippo36 hat einmal mehr als einziger den Kopf eingeschalten!
Anerkennung und Dank!
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