Der Trainer

Alles rund um den Grasshopper-Club Zürich
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ise
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Re: Der Trainer

#1201 Beitrag von ise »

Bruno Berner erliegt dem Reiz der alten Liebe
Nach einer Saison in Winterthur folgt der 45-Jährige dem Ruf des Rekordmeisters. Die Verlockung ist grösser als die Angst, auf der Baustelle GC die Orientierung zu verlieren.

Eigentlich sollte Alex Frei der neue Trainer der Grasshoppers sein. Sportchef Bernt Haas hatte sich auf ihn festgelegt, ohne zu ahnen, auf welchen Widerstand er intern mit seiner Wahl trifft. Am Ende kam das Nein aus Shanghai.
Jetzt ist es Bruno Berner, der sich mit GC so weit einig ist, dass nur noch seine Unterschrift unter den Vertrag fehlt. Das Idyll von Winterthur verlässt er nach nur einem Jahr schon wieder, weil es eben GC ist, das gerufen hat, und er als «GC-Bueb» dem Reiz dieses Vereins offensichtlich nicht widerstehen kann.
In der letzten Kandidatenrunde hat er sich gegen Alain Geiger durchgesetzt. Er ist ehrgeizig genug, um sich bereit zu fühlen für die Herausforderung, die am neuen Ort auf ihn wartet. Und diese Herausforderung ist gross, GC ist längst nicht mehr das, was es einmal war und Berner selbst als Spieler erlebte. Seine Teamkollegen hiessen noch Türkyilmaz, Moldovan, Gren, Chapuisat, Nuñez oder Cabanas, als er 1998 und 2001 die Meisterschaft gewann. Inzwischen ist der Club schon einmal froh, wenn er sich in der Super League halten kann.
«Ich kann momentan nur so weit vorausschauen, dass ich mich nach dem Ligaerhalt im Frühsommer darauf freue, eine zweite Saison mit dem FC Winterthur in der Super League zu erleben», sagte Berner in der NZZ, das war im März. Drei Monate später sieht er die Arbeit in Winterthur mit dem Ligaerhalt schon als erledigt an. Und vorbei ist es mit der Vorfreude auf eine schöne Zukunft beim FCW.
Der Lohn der Hartnäckigkeit
Dass er mit dem krassen Aussenseiter den 9. Platz erreicht hat, geht für ihn «in Richtung Wunder». Wundersam ist es durchaus, was der FCW in der letzten Saison zustande brachte. Natürlich half ihm da der Absturz von Sion zu einem ganz wesentlichen Teil. Trotzdem verdiente er sich seinen Triumph – und der direkt gesicherte Verbleib in der obersten Liga ist nichts anderes als ein Triumph – mit seiner Hartnäckigkeit, grossen und grössten Widerständen zu trotzen.
Es war eine Hartnäckigkeit, die Berner als Trainer seinen Spielern vom ersten gemeinsamen Tag an vermittelte. Die Lust an der Arbeit verlor er auch dann nicht, als es Rückschläge gab. Er blieb immer der Trainer, der, so Sportchef Oliver Kaiser, sehr akribisch zu Werke ging, der wusste, wer was kann und was vor allem nicht. Er war nie zu müde, sich zu bücken und zu säen, um eines Tages etwas ernten zu können. Das war sein Bild, das er in dieser Zeit gern gebrauchte.
Ohnehin fiel er als Trainer auf, der klar redete und klar formulierte, der sich ebenso geschliffen wie plakativ äussern konnte. Er brachte seine kommunikativen Fähigkeiten ein, die er früher schon als Fussballexperte bei SRF gezeigt hatte. Und die ein Stück weit dazu beitrugen, dass er auf der Schützenwiese von Kaiser als «perfekter Trainer» begrüsst wurde.
Der Wert der harten Arbeit
Damals trat Berner die Nachfolge von Alex Frei an, den es nach nur einem halben Jahr nach Basel zog. Nun folgt er auf einen Giorgio Contini, der bei GC die Voraussetzungen nicht mehr erfüllt sah, um so zu arbeiten, wie er das für wünschenswert hält. Seine Widerstandskraft, gestärkt während dreier Jahre in Lausanne und seiner Zeit in Zürich, trieb ihn wohl an, aber im vergangenen Winter stiess er an Grenzen, wo es um personelle Wünsche ging. Und er zog mit seiner Kündigung die Konsequenzen.
Als Spieler wäre Berner gern ein Stéphane Chapuisat gewesen, ein Dribbler, Künstler, Stürmer. Nichts davon ist aus ihm geworden, vielmehr ein Verteidiger, der den Wert von harter Arbeit schätzen lernte. Mit 20 war er also dabei, als GC 1998 überlegen zum Meistertitel stürmte, sein Anteil mit zwei Teileinsätzen war noch gering. Beim zweiten Erfolg drei Jahre später bearbeitete er die linke Abwehrseite als Stammkraft, sein Partner auf der anderen Seite war jener Bernt Haas, der nun als Sportchef sein Vorgesetzter wird.

Danach zog er weiter, von GC via Freiburg nach Basel und von Basel wie Blackburn nach Leicester. In Blackburn kam er in eineinhalb Jahren auf drei Einsätze in der Premier League, mit Leicester schaffte er wenigstens den Aufstieg von der dritt- in die zweithöchste Liga, von der League 1 in die Championship. Unter Köbi Kuhn bestritt er 16 Länderspiele, die EM 2004 erlebte er als Ersatzspieler. Sein Captain im Nationalteam war Jörg Stiel, ihn bekommt er bei GC als Goalietrainer.
Berner machte eine sehr solide Karriere. Er wurde 2012, vier Jahre nach seinem Rücktritt als Spieler, Nachwuchstrainer beim FC Zürich. Bei Tuggen schaffte er es nicht, den Abstieg aus der Promotion League zu verhindern. Trotzdem kam er gleich beim SC Kriens unter und arbeitete an seinem Ruf, auch mit wenig etwas erreichen zu können. In der ersten Saison, 2018, führte er ihn zum Aufstieg und hielt ihn drei Jahre trotz karger Mittel in der Challenge League. Danach hatte er genug und zog als Trainer der U-19 die Arbeit beim Schweizer Verband vor.
Und dann kam eben Winterthur und mit ihm der Reiz, endlich eine Mannschaft in der Super League betreuen zu können. Alles war da grösser als in Kriens und dennoch immer viel kleiner als an den anderen Standorten der Liga. Dass keiner dem FCW etwas zutraute, schreckte Berner nicht ab. Er nahm die düsteren Erwartungen als Realität und ging positiv mit ihnen um. Das machte ihn aus, dieser Glaube und diese Überzeugung, dass sich der FCW in der Liga halten kann.
Was er alles finden muss
Nur weil er jetzt bei GC untergekommen ist, dem Club, dem er als gebürtiger Glattbrugger immer nahe gewesen ist, macht es für ihn nicht leichter. Die Situation ist kompliziert. Die Ruhe im Verein, die Verlässlichkeit der Führung und die in ihrem Kern gesunde Mannschaft, all das eben, wie er es in Winterthur zum Arbeiten hatte, muss er am neuen Ort erst noch finden. Die Besitzer von Fosun aus dem fernen China würden den Club gern verkaufen, bloss dürften sie nicht das bekommen, was sie sich als Preis vorstellen, rund 40 Millionen Franken, die sie der Abstecher nach Niederhasli in drei Jahren für den Kauf und die Deckung der horrenden Verluste bereits gekostet hat. Vorerst müssen sie auch für die neue Saison mit einem Minus von knapp 10 Millionen Franken planen.
Die Mannschaft ist eine andere Baustelle. Einige Spieler sind nicht mehr erwünscht, andere ziehen von sich aus weiter. Goalie André Moreira hat angeblich das Interesse aus der Bundesliga geweckt, von Mainz und Stuttgart. Aber egal, mit welchen Spielern auch immer Berner die Vorbereitung der Zukunft angeht: Ein bisschen mehr als in den letzten sieben Saisons sollte es für GC schon wieder einmal sein. Die Plätze hiessen: 8, 9, 10 und nach einem zweijährigen Aufenthalt in der Challenge League 8 und 7.
GC isch so geil, das macht eus so high!

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DerTeufelausdemOsten
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Re: Der Trainer

#1202 Beitrag von DerTeufelausdemOsten »

Ich freue mich auf Berner.
Ein guter, intelligenter Typ mit klaren Vorstellungen und einem guten taktischen Gespür.
Und seine Arbeit in Winterthur spricht eigentlich auch für sich. Allerdings, das muss man einfach auch sehen, fielen seine Worte und Gesten in Winterthur auch einfach auf einen sehr fruchtbaren Boden. Das ganze Umfeld, vor allem aber die gesamte Mannschaft, taten alles, um die Wünsche und Anweisungen von Berner so gut wie nur irgendmöglich zu erfüllen. In der Mannschaft stimmt der Zusammenhalt zu 100%! Egal wie beschissen es manchmal auch aussah und egal wer gerade wieder alles fehlte, die gingen immer voll und liessen in keinem einzigen Spiel während einer ganzen Saison(!) jemals ihren Spirit vermissen. Weil jeder wusste, dass es nur klappen würde, wenn alle zusammenhalten, alles geben und alle den Weg des Trainers gehen. Der Erfolg (und das ist der frühzeitige Klassenerhalt eindeutig) gab ihnen recht.
Nun ist Berner bei uns. Die Umstände könnten nicht verschiedener sein und man wird dann mal sehen müssen, wie sehr die einzelnen Spieler alle bereit sein werden, alles dem Erfolg der gesamten Mannschaft unterzuordnen, wenn es mal nicht so läuft. Und ich für meinen Teil bin halt überzeugt, dass das "System Berner" auch bei uns nur dann funktionieren wird, wenn er seine Linie 100%ig durchziehen darf OHNE jegliche Einmischungen von aussen durch irgendwelche Amteure (egal ob aus China, Portugal oder England... oder Niederhasli!). Und auch, dass wer nicht klar mitzieht umgehend gehen muss. Und ganz ehrlich, all dies sehe ich bei uns einfach nicht geschehen...
Denke immer daran, irgendwann wird auch dich der Teufel holen... :twisted:

Silas142
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Re: Der Trainer

#1203 Beitrag von Silas142 »

ise hat geschrieben: 08.06.23 @ 12:40 Bruno Berner erliegt dem Reiz der alten Liebe
Nach einer Saison in Winterthur folgt der 45-Jährige dem Ruf des Rekordmeisters. Die Verlockung ist grösser als die Angst, auf der Baustelle GC die Orientierung zu verlieren.
Herzlichen Dank fürs Reinstellen !

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EsgittnureinVerein
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Re: Der Trainer

#1204 Beitrag von EsgittnureinVerein »

Ok, auch ich freue mich auf Berner. Allerdings lässt bei mir altem Fussballromantiker sein Abgang trotz weiterlaufendem Vertrag ein paar fortige Gefühle aufkommen... :?
Ja das isch öisi Wält,...

gotham25
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Re: Der Trainer

#1205 Beitrag von gotham25 »

Fix ist es wenn es fix ist....

Silas142
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Re: Der Trainer

#1206 Beitrag von Silas142 »

EsgittnureinVerein hat geschrieben: 08.06.23 @ 13:21 Ok, auch ich freue mich auf Berner. Allerdings lässt bei mir altem Fussballromantiker sein Abgang trotz weiterlaufendem Vertrag ein paar fortige Gefühle aufkommen... :?
Echt ? Berner wird verpflichtet und Du denkst an Uli Forte :D

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EsgittnureinVerein
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Re: Der Trainer

#1207 Beitrag von EsgittnureinVerein »

Silas142 hat geschrieben: 08.06.23 @ 13:26
EsgittnureinVerein hat geschrieben: 08.06.23 @ 13:21 Ok, auch ich freue mich auf Berner. Allerdings lässt bei mir altem Fussballromantiker sein Abgang trotz weiterlaufendem Vertrag ein paar fortige Gefühle aufkommen... :?
Echt ? Berner wird verpflichtet und Du denkst an Uli Forte :D
Ja, weil Verträge offensichtlich auch in der Trainergilde nichts mehr wert sind. Immerhin hat er sich nie klar zu Winti bekennt, im Gegensatz zum Ufo bei uns. :!:
Ja das isch öisi Wält,...

Ungeziefer1886
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Re: Der Trainer

#1208 Beitrag von Ungeziefer1886 »

Gerade bei Trainern können wir uns diese Diskussion ersparen. Das sind immer die ersten die fliegen wenns mal nicht läuft. Als trainer loyal bleiben obwohl man nach 4 Niederlagen gefeuert werden kann ist ja auch nur naiv. Das ist wie wenn man Temporärkräften verlangt sich mit dem Unternehmen zu identifizieren.

Barijho
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Re: Der Trainer

#1209 Beitrag von Barijho »

Jetzt soll das Veto gegen Frei wieder aus Shanghai gekommen sein?
Journis, entscheidet euch mal!
Mein erstes GC-Spiel im Hardturm: https://www.weltfussball.com/spielbericht/super-league-2002-2003-grasshoppers-zuerich-fc-zuerich/#redirect

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mühli
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Re: Der Trainer

#1210 Beitrag von mühli »

Ungeziefer1886 hat geschrieben: 08.06.23 @ 13:43 Gerade bei Trainern können wir uns diese Diskussion ersparen. Das sind immer die ersten die fliegen wenns mal nicht läuft. Als trainer loyal bleiben obwohl man nach 4 Niederlagen gefeuert werden kann ist ja auch nur naiv. Das ist wie wenn man Temporärkräften verlangt sich mit dem Unternehmen zu identifizieren.
Naja. die Trainer kassieren dann immerhin weiter gutes Salär.
08. November 2015...als man den FCB und Fischer am selben Tag besiegte...

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